26.04.2017

The Founder


The Founder: Michael Keaton als Ray Kroc McDonald's-Propaganda. Die Gründungsgeschichte eines weltweiten Fast-Food-Imperiums hätte ein Abenteuer der Erzählkunst werden können. Eine Ergründung der Frage, wie wir in die Welt geraten sind, in der wir heute leben. Stattdessen präsentiert "The Founder" dem Zuschauer einen heilen Amerika-Kosmos, der von der nostalgischen Brille des American Dream ideologisch durchgefärbt ist. Während inhaltlich eine kritische Sicht vorgetäuscht wird, beschwört der Film ästhetisch ein heiles McDonald's-Amerika herauf.

Die Brüder Richard James "Dick" McDonald und Maurice "Mac" McDonald hätten die Protagonisten eines anderen und guten Films über diesen Stoff sein können. Sie werden aber vom Regisseur John Lee Hancock ("Saving Mr Banks") und Autor Robert D. Siegel ("The Wrestler – Ruhm, Liebe, Schmerz") aber auf eine perfide Art filmisch verraten und verkauft.

The Founder: Die Brüder Mac (John Carroll Lynch) und Dick McDonald (Nick Offerman) Ihre Geschichte: Die Brüder eröffneten in Los Angeles zunächst einen Lichtspielpalast, den sie wegen der Wirtschaftskrise in den 1930er-Jahren bald schließen mussten. Ihnen fiel auf, dass die Würstchenbude in ihrer Nähe, die Hot Dogs und Limo verkaufte, als einziges Geschäft kaum Einbußen am Umsatz erlitt. Denn essen mussten die Leute ja. Also bauten sie selbst einen Kiosk mit Hot Dogs und Orangensaft auf. Schließlich wollten sie ihren Standort nach San Bernardino verlegen, weil sie sich dort mehr Kundschaft erhofften. Ihr Problem war, dass sie nicht genug Geld hatten, um ein neues Gebäude zu errichten. Also beschlossen sie ihren Los Angeles-Kiosk auf einem Truck nach San Bernardino transportieren zu lassen. Da die einzige von einem Lastwagen befahrbare Straße unter einer niedrigen Brücke hindurchführt, müssen die findigen Brüder ihren Kiosk sogar in der Mitte zersägen und in San Bernardino wieder aufbauen lassen. Dort entwickeln Dick und Mac McDonald dann die Idee des wirklich schnellen und wirklich günstigen Essens – die bei ihnen noch untrennbar mit dem Gedanken an Qualität verbunden ist.

Sie stellen fest, dass fast ihr gesamter Umsatz sich aus Bürgern, Pommes und Limo generiert. Also streichen sie nach und nach alles andere von der Speisekarte und entwickeln ein Küchensystem, mit dem sie durch geschickte Choreographie der einzelnen Arbeitsschritte in 30 Sekunden, wie sie selbst sagen, den Burger vom Grill zur Theke bringen: das Speedie-System. Diese Geschichte erzählt der Film in einer glorifizierenden Rückblende, verschreibt sich selbst aber Ray Kroc, der erst zu diesem Zeitpunkt beginnt, eine Rolle bei der Gründung von McDonald's zu spielen. Als Vertreter für fünfarmige Multi-Milch-Shake-Mixer, der sich selbst mit einer "Positive-Thinking"-Schalplatte auf Erfolg polt, landet er bei den McDonald's-Brüdern und ist von ihrem Laden begeistert. Er will sie überzeugen, ein Franchise daraus zu machen, was Dick und Mac auch schon versucht haben, woran sie aber gescheitert sind.

The Founder: Ray Kroc (Michael Keaton) mit seiner Frau Ethel (Laura Dern) Hier beginnt der Weg zu dem McDonald's wie wir es heute kennen. Ray Kroc baut eine McDonald's-Filiale nach der anderen auf. Er überwindet finanzielle Schwierigkeiten, wird zu einer Berühmtheit und lässt seine Geschäftspartner glauben, er sei selbst der Gründer von McDonald's. Die Brüder sind ihm von Anfang an im Weg bei dem Versuch, ein nationales Imperium aufzubauen, da sie auf "altmodischen" Qualitätsstandards beharren. Indem Kroc die Immobilien kauft, auf denen die Filialen stehen, drängt er die Brüder schließlich aus dem Unternehmen, betrügt sie um ihren Anteil und verbietet ihnen sogar ihre eigene Filiale noch "McDonald's" zu nennen. Der Film erzählt all das und suggeriert so durch seinen Inhalt einen differenziert-kritischen Blick. Stattdessen affirmiert er aber durch den sentimentalen Bildstil, der das Lebensgefühl der 50er- und 60er-Jahre wiederaufleben lassen soll, die McDonald's-Ideologie, ein junger, guter Ort für die ganze Familie zu sein. Der böse Charme des Michael Keaton bewirkt, dass man als Zuschauer Freude an Ray Kroc hat und ihn den McDonald's-Brüdern und Gründern auf der Leinwand vorzieht. Die stehen am Ende als zwar sympathische und moralisch integre, aber schwache und zurückgebliebene Sonderlinge da, für die kein wirklicher Platz in einem Film ist, der den Willen zur Macht, Positive Thinking und das Recht des Stärkeren aufs Langweiligste zelebriert. Nur wegen der Unterhaltsamkeit von Michael Keatons Spiel merkt man erst nach Verlassen des Kinos, wie sehr man vom Film "The Founder" betrogen wird.  

Simon Probst / Wertung: * * (2 von 5) 
 

Quelle der Fotos: Splendid Film

 
Filmdaten 
 
The Founder (The Founder) 
 
USA 2016
Regie: John Lee Hancock;
Darsteller: Michael Keaton (Ray Kroc), Nick Offerman (Dick McDonald), John Carroll Lynch (Mac McDonald), Linda Cardellini (Joan Smith), B.J. Novak (Harry J. Sonneborn), Laura Dern (Ethel Kroc), Justin Randell Brooke (Fred Turner), Kate Kneeland (June Martino), Patrick Wilson (Rollie Smith), Griff Furst (Jim Zien) u.a.;
Drehbuch: Robert D. Siegel; Produzenten: Don Handfield, Jeremy Renner, Aaron Ryder; Kamera: John Schwartzman; Musik: Carter Burwell; Schnitt: Robert Frazen;

Länge: 115,18 Minuten; FSK: ohne Altersbeschränkung; ein Film im Verleih der Splendid Film GmbH; deutscher Kinostart: 20. April 2017



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"Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch..."

Schauspieler und Komiker Karl Valentin

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