22.01.2009 / aktualisiert am 23.02.2009
Parabel auf ein Altern in Würde

The Wrestler


The Wrestler: Mickey Rourke Man lasse sich nicht vom Titel in die Irre leiten, denn Darren Aronofskys "The Wrestler" ist keineswegs ein stupider Catcher- oder Actionfilm, sondern ein sensibles und liebevolles Meisterwerk über das Älterwerden, die Liebe und die Würde des Menschen. Es ist auch das phantastische Comeback einer der Ikonen der 80er Jahre: Mickey Rourke spielt den abgehalfterten Wrestler Randy Robinson mit einer solchen Inbrunst und Überzeugungskraft, dass er für seine Rolle den Oscar verdient gehabt hätte. Den Goldenen Löwen durfte der Film ja bereits in Venedig einheimsen.

Randy "The Ram" Robinsons große Zeiten liegen bereits lange zurück. Vorbei sind die Tage, an denen er in ganz Amerika gefeiert und als Idol verehrt wurde. Statt dessen bestreitet er mit billigen Schaukämpfen seinen Lebensunterhalt und versucht vergeblich mit Steroiden den Verfall seines Körpers zu bremsen. Doch es kommt, wie es kommen muss: Während eines Kampfes erleidet Randy einen Herzanfall und es gilt, das Leben neu zu ordnen. Er quittiert seinen Job, sucht Kontakt zu seiner Tochter Stephanie und nähert sich behutsam der Stripperin Cassidy an, die von ihren Kunden inzwischen ebenfalls als zu alt empfunden wird. Langsam findet er auch Gefallen an seiner neuen Arbeit als Fleischverkäufer in einem Supermarkt. In kleinen Schritten gewinnt er sogar das Vertrauen seiner so lange vernachlässigten Tochter zurück. Dennoch gestaltet sich sein Vorhaben auf ein normales und geregeltes Leben als schwierig. Seine Zuneigung Cassidy gegenüber wird nicht nach seinen Wünschen erwidert und nach einer durchzechten und von Drogen dominierten Nacht verschläft er ein Treffen mit Stephanie, die sich darauf enttäuscht endgültig von ihm abwendet. Einsam und ohne Perspektive trifft Randy eine folgenschwere Entscheidung.

The Wrestler: Mickey Rourke Nach den kunstvoll geschnittenen "PI" und "Requiem For A Dream" und dem etwas überambitionierteten und komplexen "The Fountain" überrascht Regisseur Darren Aronofsky nun mit "The Wrestler", der auf jegliche kunstvolle Gestaltung verzichtet, sondern fast schon dokumentarisch und "dogmaesk" erscheint. In grobkörnigen und mit Handkamera eingefangenen Bildern folgt Aronofsky völlig neutral und wertungsfrei seinen Protagonisten und lässt den Zuschauer an Freude, Leid, Hoffnung und Enttäuschung der Figuren teilhaben. Der Regisseur selbst bekennt, kein Fan des Wrestlingsports zu sein und dementsprechend funktioniert das Drama als Parabel auf ein Altern in Würde und die Schwierigkeiten, Liebgewonnenes fallen zu lassen und gar aufzugeben.

The Wrestler: Evan Rachel Wood Sicherlich war es ein hohes Risiko, die Rolle des Randy mit Mickey Rourke zu besetzen, der nach einigen, ebenfalls lange zurück liegenden, Glanztaten eher durch Exzesse, misslungene Schönheitsoperationen oder Selbstüberschätzung beim Boxen aufgefallen war. Und tatsächlich belohnt Rourke das mutige Unterfangen mit der sicherlich besten Performance seines Lebens, das der Geschichte des Wrestlers nicht unähnlich sein dürfte. Selbst in Einstellungen, in denen er lediglich im Ansatz oder von hinten zu sehen ist, wird die ganze Tragik des Charakters physisch spürbar. Blickt man auf Aronofskys bisheriges Werk zurück, so wird dessen Drang, seine Figuren aufzubauen, nur um sie letztendlich wieder zu zerstören, augenfällig. Auch "The Wrestler" macht da keine Ausnahme, doch scheint es so, als hätte der Regisseur durch die Wahl des Titels ähnliches mit seinem Filmschaffen vor.  

Oliver Forst / Wertung: * * * * (4 von 5) 
 

Quelle der Fotos: Kinowelt

 
Filmdaten 
 
The Wrestler - Ruhm, Liebe, Schmerz (The Wrestler) 
 
USA 2008
Regie: Darren Aronofsky;
Darsteller: Mickey Rourke, Marisa Tomei, Evan Rachel Wood, Mark Margolis, Todd Barry, Wass Stevens, Judah Friedlander, Ernest Miller, Dylan Summers u.a.; Drehbuch: Robert D. Siegel; Produktion: Protozoa Pictures / Wild Bunch; Kamera: Maryse Alberti; Musik: Clint Mansell; Länge: 105 Minuten; ein Film im Verleih von Kinowelt; deutscher Kinostart: 26. Februar 2009



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"Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch..."

Schauspieler und Komiker Karl Valentin

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