18.08.2023

Messner

Der Extrembergsteiger Reinhold Messner ist der erste Mensch, der alle Achttausender erklommen hat. Auch weil sich der Profi-Abenteurer stets gut präsentieren konnte – vornehmlich mit Büchern, Talkshowauftritten oder als Berater von Joseph Vilsmaiers Bergsteigerdrama "Nanga Parbat" (2009) – ist dieses Faktum gemeinhin bekannt. In seinem programmatisch betitelten Porträt "Messner" unternimmt Regisseur Andreas Nickel den Versuch, dem Innenleben seines Protagonisten näher zu kommen. Hier spielt das generelle Verhältnis des Menschen zur Natur eine ebenso große Rolle wie Messners Drang zur wiederholten Überwindung mentaler wie physischer Sollbruchstellen.

Um ein Psychogramm von Reinhold Messner zu entwerfen, besucht Andreas Nickel dessen Heimat Villnöß und führt Interviews mit seinen Geschwistern und Wegbegleitern. Weil der Tod seines jüngeren Bruders während der Erstbesteigung des Nanga Parbat im Jahr 1970 eine gewichtige Rolle spielt, ist "Messner" in gewisser Weise auch eine Familiengeschichte. Die genauen Umstände für das Unglück des Bruders, dessen Leichnam erst 2005 gefunden wurde, bleiben indes auch nach dem Film in vielerlei Hinsicht ungeklärt.

Einen gewichtigen Teil des Dokumentarfilms machen die beeindruckenden Bergpanoramen aus, die den Mount Everest, den Himalaja oder andere Achttausender – zumal auf der Kinoleinwand – als archaische Naturgewalten greifbar machen. Eingebettet sind die Bergaufnahmen in Interviewsequenzen, private Film- und Fotodokumente und Songs von Bob Dylan – in szenischen Einschüben stellt der Film zudem Schlüsselmomente wie den erwähnten Verlust des Bruders nach. Die Bergbesteigungen des Südtirolers stehen bei "Messner" klar im Zentrum, während die Polexpeditionen und Wüstendurchquerungen oder das Engagement für den Umweltschutz und nepalesische Kinderprojekte nur am Rande eine Rolle spielen. Letztlich vermittelt "Messner" auf diese Weise zwar einen guten Überblick über den Werdegang und die Wegmarken seines Protagonisten, kommt dem Menschen Reinhold Messner aber nur unwesentlich näher.



Diese Filmkritik ist zuerst bei fluter.de erschienen.

 

Christian Horn / Wertung: * * * (3 von 5)



Filmdaten

Messner


Deutschland 2012
Regie, Drehbuch & Produzent: Andreas Nickel;
Kamera: Denis Ducroz; Musik: Wolfgang Gleixner, Peter Horn, Andrej Melita; Schnitt: Hans Horn, Lodur Tettenborn;

Länge: 108 Minuten; FSK: ab 6 Jahren; deutscher Kinostart: 27. September 2012



Artikel empfehlen bei:  Mr. Wong Delicious Facebook  Webnews Linkarena  Hilfe

© filmrezension.de

home
  |  regisseure/schauspieler   |  e-mail
 über uns  |  impressum  


 
Zitat

"Was soll das denn sein - wo du doch Schauspieler sein kannst? Da will man doch nicht Arzt werden!"

Die Reaktion der schauspielernden Eltern von Michael Verhoeven (13. Juli 1938 - 22. April 2024) auf seinen Wunsch, Medizin zu studieren - er wurde Regisseur ("o.k.", "Die weiße Rose"), Schauspieler ("Das fliegende Klassenzimmer" (1954), "Der Pauker") und Arzt

Drucken

Artikel empfehlen
Mr. Wong Delicious Facebook Webnews Linkarena 
Hilfe