18.08.2010
Die Traumwelten des Christopher Nolan

Inception


Inception: Leonardo DiCaprio Industriespionage einmal anders: Dom Cobb (Leonardo DiCaprio) ist in der Lage, sich in die Träume anderer zu begeben und Informationen aus dem Unterbewusstsein zu stehlen. Der Auftrag des Magnaten Saito (Ken Watanabe) erfordert das genaue Gegenteil und eine Mission Impossible für Cobbs Team: Ein Gedanke soll in das Gehirn des jungen Erben und künftigen Konkurrenten Saitos, Robert Fischer (Cillian Murphy), eingepflanzt werden, das der Zerschlagung des eigenen Konzerns...
Christopher Nolans Film ist bombastisches Mainstream-Kino auf hohem Niveau und teilweise mit guten Einfällen, aber lange nicht so innovativ, wie von vielen behauptet wird.

Inception: Joseph Gordon-Levitt (hinten) Ein Spielfilm hat seine eigene Realität: Der Held eines Films – zum Beispiel James Bond – überlebt mühelos einen Kugelhagel und bekommt zum Schluss die Traumfrau. Im Spielfilm geht das, weil Regisseur/in und Drehbuchautoren sich das genau so erdacht haben. Sie besitzen die Herrschaft über den Inhalt und die Form des Films, sie können den Film nach eigenem Gutdünken ausführen. "Inception"-Regisseur Nolan, der den Film selbst geschrieben hat, geht angesichts dieser Möglichkeiten des Kinos nun einen Schritt weiter: Er bringt Traumphantasien auf die Leinwand, Welten, in denen bekanntlich alles möglich ist. Wobei Leonardo DiCaprios Filmfigur Dom Cobb und seine Helfershelfer, bestehend aus dem Koordinator Arthur (Joseph Gordon-Levitt), der Traum-Architektin Ariadne (Ellen Page), dem Fälscher Eames (Tom Hardy) und einem Chemiker, Träume manipulieren, selbst gestalten; sie sind also sozusagen Regisseure eines Films innerhalb des Films – zunächst, um Informationen aus dem Kopf des schlafenden Opfers zu erhalten, später, um, nach Saitos Willen, schädliche Gedanken in Robert Fischer einzusetzen. Cobb übernimmt Saitos Auftrag, denn er erhofft sich von ihm, in die USA zurückkehren zu können, um seine zwei Kinder wiederzusehen. Die Mutter der Kinder, Cobbs geliebte Frau Mal ist tot, aber als Geist (Marion Cotillard) infiltriert sie die Träume und zerstört immer wieder fast die Traumplanung Cobbs, weil dieser sich in seiner Gedankenwelt nicht von Mal verabschieden kann. Ein Insiderwitz Nolans: Edith Piafs "Je ne regrette rien" erklingt als Weckruf für die an die Träume der Opfer Angeschlossenen, Marion Cotillard gewann vor zwei Jahren den Oscar für ihre Darstellung der Edith Piaf.

Inception: Ken Watanabe, Marion Cotillard Die intelligenteste Szene von "Inception" ist der Schluss des Films: Es gibt ein Happy End, aber das ist trügerisch, weil es gleichzeitig, so viel sei verraten, von Regisseur Nolan hervorragend zu einem offenen Ende umgestaltet wurde. In der beeindruckendsten Szene des Films lässt Traum-Architektin Ariadne Pariser Straßenzüge um 180 Grad zusammenfalten. Doch mehr, und das ist das Erstaunliche, fällt Nolan eigentlich nicht ein, bei den Möglichkeiten, die er hat, die die Story ihm bietet. Schon wenn Nolan New Yorks Hochhäuser von Wassermassen auffressen lässt, so ist das im Kino nichts Neues mehr, und die Traum-im-Traum-im-Traum-Sequenzen, die Cobb und seine Leute für den jungen Fischer errichten, spielen in langweiligen Hotelfluren, in denen die Protagonisten an den Wänden und über die Decke entlanglaufen – auch nichts Neues, das tat schon Fred Astaire in "Königliche Hochzeit" 1951 – oder in einer Schneelandschaft, in der die alpine Festung in einer an James-Bond-Filme erinnernden Weise zerstört wird. Wir sind wieder bei James Bond angelangt und dessen Fähigkeit, jeden Kugelhagel zu überleben. Das gilt auch für Dom Cobb, der in verschiedener Form bewaffneten Feinden ausgesetzt ist, in Realität und Traum; es gibt viele Schießereien in "Inception", zu viele, möchte man sagen – sie sind eine Reminiszenz Nolans ans Popcorn-Kino, aber sie hätten durch grandiosere Einfälle ersetzt werden können, "Inception" hätte mit ihnen so innovativ werden können. Es wäre dann ein Traum von einem Film.  

Michael Dlugosch / Wertung: * * * (3 von 5) 
 

Quelle der Fotos: Warner Bros.

 
Filmdaten 
 
Inception (Inception) 
 
USA / GB 2010
Regie & Drehbuch: Christopher Nolan;
Darsteller: Leonardo DiCaprio (Dom Cobb), Ken Watanabe (Saito), Joseph Gordon-Levitt (Arthur), Marion Cotillard (Mal), Ellen Page (Ariadne), Tom Hardy (Eames), Cillian Murphy (Robert Fischer), Tom Berenger (Peter Browning), Michael Caine (Miles, Doms Vater), Dileep Rao (Yusuf), Pete Postlethwaite (Maurice Fischer), Lukas Haas (Nash) u.a.; Produktion: eine Syncopy Produktion; Produzenten: Emma Thomas, Christopher Nolan; Ausführende Produzenten: Chris Brigham, Thomas Tull; Kamera: Wally Pfister; Musik: Hans Zimmer; Länge: 148 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih von Warner Bros.; deutscher Kinostart: 29. Juli 2010



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Inception
<18.08.2010>  

weitere Kritik zum Film
von Markus Malik
Wertung: * * * * (4/5)  


Zitat

"Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch..."

Schauspieler und Komiker Karl Valentin

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