19.02.2013
Computer Chess
![]() Dass darin Maschinen je einen Menschen schlagen können ist in der Handlungsära noch umstritten, aber Pat Henderson (Gerald Peary) sieht es kommen: "Vielleicht 1984, was nicht mehr allzu fern ist." Bis dahin genießt der Vorsitzende einer Computerschachkonvention seine Überlegenheit gegenüber der neuen Generation Programmierer und Programme. Letzte konkurrieren in einem Schachturnier, dessen maschinellem Gewinner die Ehre gebührt gegen Henderson anzutreten. Der Sieger des prä-digitalen Duells steht indes längst fest: der Computer. Nicht der Computer, dessen Entwickler am Ende eine Goldblechkrone aufgesetzt kriegt: dessen Endspiel wird abgebrochen. Grund dafür ist die Esoterik-Sex-Gruppe, die parallel im Hotel gastiert und das Spiel stört. Was Zufall sein könnte, aber mit unangenehmer Wahrscheinlichkeit nicht ist, denn, wie gesagt: der Computer ist der Sieger. Der Computer an sich, der heute die technifizierte Welt fest im Griff hält, der 1989 Levy besiegte und 1996 Garry Kasparov. Gegner des vielleicht besten Schachspielers aller Zeiten war Deep Blue von IBM.
"Film nicht in die Sonne! Dir werden die Röhren durchbrennen!", ruft jemand zum Kameramann mit der PortaPak. Solch ein antiquarisches Modell dokumentiert in körnigen Videobildern die absonderlichen Vorgänge beim Turnier, die verdächtigen Rundgänge des ewig nach einem Übernachtungszimmer suchenden Tagungsgast Michael Papageorge (Myles Paige) durch das Hotel. Dessen labyrinthische Gänge wirken immer klaustrophobischer wie jene im Overlook Hotel in "Shining". Wenn die zweite Kubrick-Assoziation mit dem Filmgenie über den 3x4-Format flimmert, jemand sinniert "Alles ist nicht alles. Es gibt mehr", im Abspann eine "mysteriöse Frau" auftaucht, der Turniermoderator vorsorglich den durch die Hotelperser irritierten Katzenallergikern versichert: "'Miau' wird nächstes Mal nicht vorkommen!" und in weißen Pixeln auf schwarzen steht: "Wo ist deine Seele?" ist klar, dass "Computer Chess" für Bujalski nicht "der potentielle Kassenerfolg, den ich mir verzweifelt einzufallen lassen versuche, um meine Rechnungen zu bezahlen" wird. "Innovation kann ein steiniger Weg sein", wie es im einmal heißt, aber Maximen der kauzigen Figuren nicht der schlechteste: "Krieg ist Tod. Die Hölle ist Schmerz. Schach ist Sieg.“ Wohl wahr. Und am Ende gewinnt immer der Computer. Lida Bach /
Wertung: * * * * *
(5 von 5)
Quelle der Fotos: Computer Chess LLC Filmdaten Computer Chess (Computer Chess) USA 2013 Regie & Drehbuch: Andrew Bujalski; Darsteller: James Curry (Carbray), Chris Doubek (Dave), Robin Schwartz (Shelly), Myles Paige (Papageorge), Patrick Riester (Bishton) u.a.; Produktion: Houston King, Computer Chess LLC, Alex Lipschultz; Kamera: Matthias Grunsky; Schnitt: Andrew Bujalski; Länge: 94,59 Minuten; FSK: ohne Altersbeschränkung; Original mit deutschen Untertiteln; deutscher Kinostart: 7. November 2013;
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