19.02.2014
Bibi & Tina - Der Film
"Als wollten sie mit Absicht einen Flop machen." Müsste man "Bibi & Tina – Der Film" in einem Satz resümieren, wäre es dieser. Er fiel im Kinosaal nach der Pressevorführung noch bevor das Licht anging und stammt nicht von mir, sondern einem Mädchen aus der Nachbarsitzreihe. Mit ihrer Erlaubnis darf ich ihn hier zitieren und schreiben, dass seine Urheberin zwölf ist und das eben Gesehene "auch scheiße" fand. "Auch" wie ihre gleichaltrige Freundin, die im Saal neben ihr saß. Und wie ich "auch".
Diese Übereinstimmung bewegt mich gegenüber der Kinderzuschauerin zu einem Geständnis: "Ich mag Bibi Blocksberg." Ja, ich mag Bibi oder mochte sie zumindest als Kind und war ihr auch als Erwachsener noch wohlgesonnen. Das heißt, der Bibi Blocksberg aus der Hörspielreihe der britischen Autorin Elfie Donnelly, Bibi mit ihrem Besen Kartoffelbrei. Bibis ein Jahr ältere Freundin Tina vom Martinshof und deren beide Pferde Amadeus und Sabrina waren immerhin okay. Der Reiterhof und dessen Bewohner gehörten nicht mehr wirklich zu Bibi, sondern war das, was heute Spin-off heißt: eine eigene Welt, zugeschnitten auf das Spartenpublikum pferdevernarrter Mädchen. Die Pferdephase habe ich zwar irgendwie übersprungen, aber dank pferdesüchtiger Grundschulfreundinnen bekam ich trotzdem neben Ausgaben der "Lissy" genug "Bibi und Tina"-Episoden mit, um heute zu sehen, dass die Teenie-Fantasy-Abenteuerromanze von Regisseur und Produzent Detlev Buck wenig mit dem Original zu tun hat. Das "&" im Titel erinnert nicht zufällig gefährlich an "Hanni & Nanni", deren Franchise Buck offenbar mehr inspirierte als die Hörspiel-Serie. Der Vorspann des grellen Kinderklamauks weckt böse Erinnerungen an "Ostwind", eine 2013 in den hiesigen Kinos angelaufene Teenie-Pferde-Abenteuerromanze von ähnlich geringer Qualität. Die Produzenten von "Bibi & Tina" wurden allem Anschein nach nicht durch Begeisterung für die Kindheitshelden, sondern allein durch die Aussicht auf klingelnde Kinokassen angespornt, oder besser: aufgeputscht wie die gedopten Rosse des schurkischen Hans Kakmann (Charly Hübner). Der schmierige Stallbesitzer bestätigt im Film das Dorfvorurteil, dass man den Neuzugezogenen nicht trauen darf. Am wenigsten, wenn sie stilistisch und bautechnisch dem rustikalen Landpomeranzen-Stil trotzen. Die Trau-keinem-Fremden-Botschaft untermauert die zickige Sophia (Ruby O. Fee), Hausgast von Graf Falko von Falkenstein (Michael Maertens), dem adeligen Vater von Tinas Freund Alexander (Louis Held). Weil sie fürchtet als Tochter einer Gutshofbesitzerin nicht standesgemäß zu sein, kocht Tina (Lisa-Marie Koroll) vor Eifersucht. Darunter leidet die Beziehung zu ihrer besten Freundin Bibi, als das Pop-Sternchen Lina Larissa Strahl ihr immerhin sympathisches Kinodebüt gibt. Apropos Gesang: "Bibi & Tina" ist ein Musical, das einen eiskalt aus dem Hinterhalt erwischt. Der erste Song begleitet den Vorspann und tarnt sich als Titelmelodie. Begann nicht jede Kassette mit dem "Bibi und Tina"-Lied? Kein Grund zur Beunruhigung also...? Oh doch! Spätestens, wenn Popsänger-Sternchen Nr. 2 Fabian Buch eine Stalltür aufstößt und die Nummer mit der E-Gitarre rockt. Die spärliche Handlung um ein Wettrennen, dessen Sieger das Fohlen Sokrates heimführt, verdünnen Gesangseinlagen mit Texten wie "Gib mir deinen Namen und ich werd ihn für dich buchstabieren" oder "Steig auf die Leiter, da geht es weiter." Gab es da nicht mal ein Deutschpop-Duo, das mit solch randdebilen Reimen Erfolg hatte? Richtig, Rosenstolz! Deren Frontmann nebst "Kreativ-Kollegen" verantwortet die Songs, die Masochisten auf der "Bibi und Tina"-Website mitsingen können. Dort steht unter der Filmankündigung groß "Jetzt in echt!" Das gleiche dachte ich mir mit einem Fragezeichen dahinter. Echt, jetzt? Ja. Obwohl "Dein eigenes Pferdeabenteuer", das man auf der Website zum Filmstart gewinnen kann, lediglich zu einer Seite mit einer echten Fehlermeldung führt. Klickt man dann aus Langweile oder Frustration weiter auf "Elterninfos", lernt man dafür, was das Hörspiel-Label Kiddinx zu bieten verspricht: "sinnvolle Unterhaltung für die ganze Familie"! Töröö! Lida Bach /
Wertung: *
(1 von 5)
Quelle der Fotos: DCM Filmdaten Bibi & Tina – Der Film Deutschland 2014 Regie: Detlev Buck; Darsteller: Detlev Buck (Dr. Eichhorn), Charly Hübner (Hans Kakmann), Ruby O. Fee (Sophia v. Gelenberg), Lisa-Marie Koroll (Tina Martin), Lina Larissa Strahl (Bibi Blocksberg), Michael Maertens (Falko v. Falkenstein), Winnie Böwe (Frau Martin), Martin Seifert (Butler Dagobert), Louis Held (Alex v. Falkenstein), Fabian Buch (Holger Martin), Maximilian Von Der Groeben (Freddy) u.a.; Drehbuch: Bettina Börgerding, Wenka von Mikulicz; Produzenten: Detlev Buck, Christoph Daniel, Marc Schmidheiny, Sonja Schmitt; Kamera: Marc Achenbach; Länge: 101,03 Minuten; FSK: ohne Altersbeschränkung; ein Film im Verleih der DCM Film Distribution GmbH; deutscher Kinostart: 6. März 2014
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