30.01.2012
Zwei an einem Tag
Noch ein Liebesfilm. Noch eine romantische Inszenierung, die von zwei Protagonisten handelt, die füreinander bestimmt sind, aber nicht zusammenfinden. Und doch ist es anders. Denn hier sind es nicht äußere Umstände, die die Liebe vereiteln, sondern allein die inneren Blockaden der Charaktere selbst.
Differenziert kann man den Film nur beurteilen, wenn man nicht den Anspruch besitzt, er müsse mit der der eigenen Vorstellung identisch sein. Dennoch profitiert der Film von einer Begebenheit, die nicht allen Literaturverfilmungen zu Gute kommt. Autor David Nicholls hat das Drehbuch gleich selbst geschrieben und lässt somit seine Sprache unmittelbar in den Film fließen.
Emma fällt beim Einstieg in die Berufswelt weniger Glück zu als Dexter, der schnellen Erfolg als Unterhaltungsmoderator im Fernsehen hat. So unterschiedlich ihre Lebensweisen und Ziele, so nahe sind sie sich doch, wenn sie sich treffen. Ganz so Friede-Freude-Eierkuchen ist das Verhältnis dann aber doch nicht, denn während Dexter als Frauenschwarm dem lockeren Lebenswandel nachgeht, wird er von Emma insgeheim aufrichtig geliebt. Doch obwohl sie sich dessen bewusst ist und vermutlich auch Dexter von ihrer Zuneigung weiss, wehrt sie sich vehement gegen seine verführerischen Anspielungen und Umgarnungen, die er nicht unterlassen kann. Sie hält ihre Liebe zurück, um immerhin die Freundschaft zu bewahren. Und doch gibt es Momente des Bruchs, Momente, in denen sich die beide einander annähern, wie es Freunde nicht tun würden. Aber keiner von beiden glaubt an diese Momente. Dexter verschließt die Augen vor der aufrichtigen Zuneigung, die in diesen Augenblicken liegt und schiebt sie in den Hintergrund zu Gunsten belangloser Abenteuer, dem Drang nach Freiheit und der Gier nach Erfolg. Emma passt sich Dexter an, steckt ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle zurück und findet sich zumindest nach außen hin mit dem Zustand einer Freundschaft ab.
Nachdem Dexter seine zwischenmenschlichen Beziehungen ruiniert hat, beginnt auch seine Karriere immer mehr zu bröckeln. Er heiratet eine unterkühlte, dümmliche Fernsehpuppe aus versnobtem Haus, mit der er weder vernünftig reden noch lachen kann. Sie ist die Antithese von Emma, eine leere Hülle, die Dexter außerdem betrügt. Die Scheidung lässt nicht lange auf sich warten. Doch selbst in diesem Stadium dauert es lange, bis Dexter Emma wieder näher kommt. Die Vereinigung der beiden ist klassisch und für manchen Zuschauer vielleicht kitschig, aber im Hinblick auf die subtilen Charakterzüge und die Entwicklung, die die beiden Hauptfiguren durchlebten, ist es alles andere als eine Selbstverständlichkeit, dass aus dieser jahrelangen Freundschaft doch noch eine Liebschaft geworden ist.
Angelika Imhof /
Wertung: * * * *
(4 von 5)
Quelle der Fotos: Tobis Filmdaten Zwei an einem Tag (One Day) USA / GB 2011 Regie: Lone Scherfig; Darsteller: Anne Hathaway (Emma), Jim Sturgess (Dexter), Tom Mison (Callum), Jodie Whittaker (Tilly), Rafe Spall (Ian), Joséphine de La Baume (Marie), Patricia Clarkson (Alison), Ken Stott (Steven), Heida Reed (Ingrid), Amanda Fairbank-Hynes (Tara), Romola Garai (Sylvie) u.a.; Drehbuch: David Nicholls nach seiner eigenen Romanvorlage; Produzentin: Nina Jacobson; Ausführende Produzentin: Tessa Ross; Co-Produktion: Raphaël Benoliel, Jane Frazer; Kamera: Benoît Delhomme; Musik: Rachel Portman; Schnitt: Barney Pilling; Länge: 107,48 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih der Tobis Film GmbH & Co. KG; deutscher Kinostart: 3. November 2011
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