14.02.2012
Uninspirierter Dokumentarfilm

William S. Burroughs:
A Man Within


William S. Burroughs: A Man Within Vollends gerecht wird Yony Leyser dem titelgebenden Protagonisten seines Dokumentarfilms "William S. Burroughs: A Man Within" mitnichten. Denn während der große Schriftsteller mit seinen Werken immer wieder die Normen sprengte, folgt der Debütfilm viel zu starr den Konventionen seines Genres und wirkt mit seiner bestenfalls altmodischen, mitunter aber schlicht uninspirierten Machart bisweilen wie ein DVD-Extra zu einem Film über William S. Burroughs. Peter Weller, der Hauptdarsteller aus der David-Cronenberg-Verfilmung von Burroughs' "Naked Lunch", spricht einen klassischen Off-Kommentar, der sich gediegen über dezente Zooms auf Fotografien, Buchcover, Zeitungsartikel oder Privataufnahmen legt. Dazwischen gibt es viele Interview-Ausschnitte, in denen bekannte Weggefährten wie Patti Smith, John Waters oder Iggy Pop den im August 1997 verstorbenen Literaten mit reichlich Lob und Respekt überschütten.

Informativ ist "A Man Within" indes immer dann, wenn Yony Leyser den Status seines Protagonisten in der Populärkultur nachzeichnet, ohne gleich eine Bewertung oder Einordnung des Privatmenschen dahinter anzustrengen. So gehen etwa die Begriffe "Heavy Metal" und der Bandname "Soft Machine" auf Burroughs zurück, der mit seinen Texten den New Criticism, den Punk und überhaupt die komplette Gegenkultur inspiriert hat. Dennoch wurde der neben Allen Ginsberg ("Howl") und Jack Kerouac ("On the Road") einflussreichste Autor der sogenannten Beat Generation seinen Status als Außenseiter nie recht los: Von den einen zur Kultfigur erhoben, sorgte Burroughs in den Sechzigern mit der schonungslosen Darstellung von Tabuthemen wie Homosexualität und Heroin bei den meisten für heftige Irritationen. Hier spielen auch das zügellose Privatleben und die lebenslange Drogensucht des Schriftstellers eine Rolle, die in der versehentlichen Tötung seiner Ehefrau Joan Vollmer einen tragischen Höhepunkt fand: Nach dem Vorbild des Wilhelm Tell wollte der alkoholisierte Burroughs der Frau mit der Pistole einen Apfel vom Kopf schießen, traf sie aber tödlich und musste dafür zwei Wochen ins Gefängnis.

William S. Burroughs: A Man Within Ecken, Kanten und Brüche bietet der Lebensweg von William S. Burroughs allemal, doch die Doku von Yony Leyser kommt nur in seltenen Fällen über eine Künstler-Verehrung hinaus. Die großen Lebensthemen und literarischen Wegmarken des Protagonisten bereitet der Film zwar in übersichtlicher Weise auf, übersteigt dabei aber kaum die Qualität eines Fernsehporträts, das sein Thema eher informativ als analytisch in den Blick nimmt. So bleibt letztlich vor allem das Wiedersehen mit einigen prominenten Interviewpartnern – neben den erwähnten sind das unter anderem noch David Cronenberg und Gus Van Sant – sowie leidlich reflektierte Einblicke in das Privatleben von William S. Burroughs.  

Christian Horn     
 

Quelle der Fotos: Neue Visionen

 
Filmdaten 
 
William S. Burroughs: A Man Within (William S. Burroughs: A Man Within) 
 
USA 2010
Regie & Drehbuch: Yony Leyser;
Mitwirkende: Allen Ginsberg, Andy Warhol, David Cronenberg, Gus Van Sant, Iggy Pop, John Waters, Laurie Anderson, Patti Smith u.a.;
Produktion: Yony Leyser, Carmine Cervi, Ilko Davidov; Kamera: Eric Burton, Carlos Benavides, Michael Schweisheimer, Rollin Hunt, Scott Reis, Sam Stern; Musik: Patti Smith, Devin McNulty, Thurston Moore (Sonic Youth), Lee Ranaldo mit The Master Musicians of Jajouka;

Länge: 91,05 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; OmU; ein Film im Verleih von Neue Visionen; deutscher Kinostart: 12. Januar 2012



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"Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch..."

Schauspieler und Komiker Karl Valentin

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