14.02.2011
Weißt du eigentlich, dass ganz viele Blumen blühen im Park
Barfuß im Park geht Lena in dem nüchternen Kurzdrama, das im Programm der Perspektive Deutsches Kino zu sehen ist. Nicht ohne Schuhe, sondern emotional bloß und verwundbar. Jeder Schritt wie auf Messerklingen, die ihr ins Herz schneiden und ins Fleisch. "Weißt du eigentlich, dass ganz viele Blumen blühen im Park?" fragt Regisseur Lothar Herzog.
Wenn Lena (Odine Johne) jemand an die Hand nimmt, muss sie vielleicht nicht über die Klinge gehen. So greift sie nach Mario (Christian Blümel), presst ihn an sich, umklammert ihn mit aller Macht. Bis ihr Freund fast an der Enge in der Beziehung erstickt. "Freitagabend ist eigentlich völlig überbewertet", erzählt sie ihrer Zufallsbekanntschaft Armin (Thorsten Merten). "Oder gehen Sie noch auf 'ne Party?" Lena geht nicht. Unter Menschen fühlt sie sich noch einsamer als alleine. Allein ist sie oft, im Schnellimbiss, auf der Arbeit, im Park, der regennass und kühl ist. "Weißt du eigentlich, dass ganz viele Blumen blühen im Park?" Solche Fragen passen zu der verlorenen jungen Frau, die Herzog dabei beobachtet, wie sie selbst sich entgleitet. Zum Feiern ist der präzise von Odine Johne verkörperten Hauptfigur nicht zumute. Die Partys sind immer schlecht, die Abende mit ihrem Freund nie, wie sie sein sollten. Jedes Mal ist da eine andere, mit der Mario redet oder einen Blick wechselt. Lena hat es genau gesehen. Oder? Dann rastet sie aus, rennt weg, schreit Mario an oder leise in sich hinein. Einmal verbrüht sich sich absichtlich, das nächste Mal geht sie noch weiter. Ob sie völlig den Verstand verloren habe, schreit Mario. Ja, das hat die Hauptfigur, eine zerrissene Psyche. Es fragt und niemand antwortet. Auch nicht auf das stumme: "Weißt du eigentlich, dass ganz viele Blumen blühen im Park?" Lida Bach
Filmdaten Weißt du eigentlich, dass ganz viele Blumen blühen im Park Titel für den englischsprachigen Markt: You Know the Park is Filled with Flowers Deutschland 2010 Regie & Drehbuch: Lothar Herzog; Darsteller: Odine Johne (Lena), Christian Blümel (Mario), Thorsten Merten (Chef), Marianne Sonneck, Elisabeth Leisikow, Farina Fuchs, Christoph Letkowski, Friederike Schubert u.a.; Produktion: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin; Producer: Sophie-Luise Werner, Dennis Thiele, Lisa Cordes; Kamera: Philipp Baben der Erde; Musik: Kerim König, Fabian Saul, Andreas Fichtner; Schnitt: Stefanie Kosik; Länge: 28 Minuten; ein Kurzfilm in der Reihe Perspektive Deutsches Kino der Berlinale 2011
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