14.02.2014
Und morgen Mittag bin ich tot
![]() Der Film wertet nicht. Vielmehr ist er als Debattenbeitrag zu verstehen. Stellvertretend für alle schwerstkranken Menschen erzählt der Film von einer jungen Frau, die krankheitsbedingt fürs Weiterleben keine physische Kraft mehr hat. Von der Idee zu einem Film bis zu seinem Kinostart vergeht viel Zeit – erste Pläne, erster und letzter Drehtag und möglicherweise die eine oder andere Festivalauswertung liegen dazwischen. Dieser Zeitraum beträgt manchmal drei Jahre. Wenn man so will, ist bei "Und morgen Mittag bin ich tot" das Timing perfekt: Aktueller könnte der Film nicht sein. Am 27. Januar 2014 forderten katholische Bischöfe das Verbot von organisierter Sterbehilfe, kurz zuvor widmete Günther Jauch seine ARD-Talksendung dem Thema, kurz danach war es dem SPIEGEL eine Titelgeschichte wert, gefolgt vom Kinostart des Spielfilmdebüts von Regisseur Frederik Steiner am 13. Februar 2014. An diesem Tag die nächste Nachricht: Belgien erlaubt aktive Sterbehilfe auch für Kinder.
Unterdessen lernt Lea in der Züricher Pension, in der sie untergebracht ist, den etwa gleichaltrigen Moritz (Max Hegewald, "Scherbenpark") kennen. Sind sie sich anfangs nicht grün, entwickeln die beiden eigensinnigen jungen Menschen eine platonische Freundschaft in der Kürze der Zeit, die ihnen bleibt. Moritz kann seinerseits das Leben nicht ertragen. Ist es bei Lea der Körper, so lässt Moritz' Psyche keine Freude mehr zu. Mit Zynismus begegnet er der Welt. Bald offenbart er Lea, was der Grund dafür ist.
Über das Thema Sterbehilfe kann man verschiedener Meinung sein – wie der Film umgesetzt ist, ist hervorragend, nahezu perfekt – "Und morgen Mittag bin ich tot" schrammt an seinem Ende an Rührseligkeit vorbei, dies drückt etwas die Qualität des Films. Gleichwohl muss man anerkennend loben, dass der Film nicht Partei für die Sterbehilfe ergreift, sondern einfach erzählt: vom Leiden einer jungen Frau, die sich, auch wenn es anderen nicht passt, zu helfen weiß. Michael Dlugosch /
Wertung: * * * *
(4 von 5)
Quelle der Fotos: Jacqueline Krause-Burberg / Peter Heilrath Filmproduktion (die beiden oberen Fotos), Peter Heilrath (Foto unten), Universum Film Filmdaten Und morgen Mittag bin ich tot Deutschland / Schweiz 2013 Regie: Frederik Steiner; Darsteller: Liv Lisa Fries (Lea), Lena Stolze (Mutter Hannah), Sophie Rogall (Rita), Max Hegewald (Moritz), Bibiana Beglau (Michaela Orff), Johannes Zirner (Heiner), Kerstin de Ahna (Oma Maria), Minh-Khai Phan-Thi (Frau Wu), Robert Hunger-Bühler (Dr. Joseph Seydlitz) u.a.; Drehbuch: Barbara te Kock; Produzenten: Peter Heilrath, Andreas Bareiss, Sven Burgemeister; Produktion: Peter Heilrath Filmproduktion, Goldkind Film; Kamera: Florian Emmerich; Musik: Daniel Sus; Schnitt: Bernd Schlegel; Länge: 102,24 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih der Universum Film GmbH; deutscher Kinostart: 13. Februar 2014
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