26.07.2015
The Vatican Tapes
![]() Überraschungsparty! Beim Anschneiden ihres Geburtstagskuchens verletzt sich Angela am Finger, die Wunde muss genäht werden, und die junge Frau beginnt, sich höchst ungewöhnlich zu verhalten ... Bald bricht in ihrem Umfeld die Hölle los. Bei den Ängsten des Publikums anzusetzen, gehört im Horrorgenre zum Geschäft. "The Vatican Tapes" steigt mit einem Haushaltsunfall ein und verlegt sich dann auf Autounfälle. Äußerst ergiebig das Themenfeld Krankenhaus mitsamt Psychiatrie, ärztlichen Kunstfehlern und medikamentösen Nebenwirkungen. Die Angst eines jungen Mannes, seiner Freundin ein unansehnliches Geschenk zu machen. Die Angst eines Vaters, seine Tochter zu verlieren. Obendrein lässt Regisseur Mark Neveldine in Hitchcock-Manier die Vögel angreifen. Nichts davon ist in einem Genrefilm wie diesem grundsätzlich fehl am Platz. Allerdings drängt sich der Eindruck auf, dass die Filmschaffenden darauf abzielen, einen Zufallstreffer zu landen: Da muss doch irgendwas dabei sein, was den Zuschauer packt! Der Konflikt zwischen Angelas streng katholischem Vater und ihrem Freund Pete (die jungen Leute leben unverheiratet zusammen) wird aufgebaut, aber nicht weiterentwickelt. "The Vatican Tapes" reißt viel an und erzählt nichts aus, eilt von einem vermeintlich schrecklichen Ereignis zum nächsten - und tritt dabei fürchterlich auf der Stelle.
Diese Ungewissheit erweist sich als wahrer Segen. Sie treibt dem Film die Langeweile aus. Nun ist "The Vatican Tapes" als hundertprozentiger Genrefilm sicherlich nicht darauf ausgelegt, allegorisch verstanden zu werden. Sehr wohl aber spiegelt er den gegenwärtigen Zeitgeist wider. Streicht man von William Friedkins Klassiker "Der Exorzist" die übernatürlichen Elemente ab, bleibt die durch die drei Patres Merrin, Karras und Dyer verkörperte Kirche als problemlösende Autorität. Eine Betrachtung der zwiespältige Gefühle hervorrufenden Exorzistenfigur in "The Vatican Tapes" zeigt die öffentliche Wahrnehmung der Institution Kirche gründlich verändert. Man könnte sagen, die Missbrauchsskandale der letzten Jahre sind im amerikanischen Mainstream angekommen. Nur konsequent, dass die Schlussphase des Films sich den Konventionen des Subgenres verweigert.
Auch im abgedrehten Film sind drei Priester zu sehen. Die Figur des Pater Lozano beschränkt sich, obwohl das Filmplakat sie in den Mittelpunkt stellt, über weite Strecken darauf, als Beobachter zu fungieren, und die Rolle des Vikar Imani fällt so winzig aus, dass der zweifach oscarnominierte Djimon Hounsou ("Blood Diamond") nicht den Hauch einer Chance erhält, schauspielerische Akzente zu setzen. Olivia Taylor Dudley darf als Angela ein breites Spektrum emotionaler Zustände abdecken. Eher sportliche Leistungen fordern ihr dagegen die klassischen Disziplinen des Genres ab, das Ausführen von Verrenkungen etwa oder das beliebte Weitspucken. Lediglich was das Fluchen anbelangt, muss die Besessene sich gewaltig zurückhalten. Gegen die Regularien der MPAA ist eben selbst der Teufel machtlos. Marcus Gebelein /
Wertung: * *
(2 von 5)
Quelle der Fotos: Universum Film Filmdaten The Vatican Tapes (The Vatican Tapes) USA 2015 Regie: Mark Neveldine; Darsteller: Michael Peña (Father Lozano), Kathleen Robertson (Dr. Richards), Djimon Hounsou (Vicar Imani), Dougray Scott (Roger Holmes), John Patrick Amedori (Pete), Olivia Taylor Dudley (Angela), Michael Paré (Det. Harris) u.a.; Drehbuch: Christopher Borrelli, Michael C. Martin nach einer Story von Christopher Borelli und Chris Morgan; Produzenten: Chris Cowles, Gary Lucchesi, Chris Morgan, Tom Rosenberg; Kamera: Gerardo Mateo Madrazo; Musik: Joseph Bishara; Schnitt: Eric Potter; Länge: 91,10 Minuten; FSK: ab 16 Jahren; ein Film im Verleih der Universum Film GmbH; deutscher Kinostart: 30.Juli 2015
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