14.08.2017
Genozid und Liebe

The Promise
- Die Erinnerung bleibt


The Promise - Die Erinnerung bleibt: Filmplakat Regisseur Terry George drehte 2004 den exzellenten Film "Hotel Ruanda" über den Massenmord der Hutu an den Tutsi in Afrika. Jetzt kehrt er in "The Promise – Die Erinnerung bleibt" zurück auf den Regiestuhl und zurück zum Thema Genozid, diesmal dem der Türken an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs. George vermengt die Handlung mit einer Dreiecksbeziehung. Liebe und ethnische Säuberung – es kann zusammenpassen, hier nicht. Der Regisseur hat Filme wie "Casablanca", "Doktor Schiwago" und weitere David-Lean-Filme im Hinterkopf, wenn er von der Ménage à trois in historischer Kulisse erzählt, aber er scheitert, wenn auch auf hohem Niveau. Die Schauspieler (Oscar Isaac, Charlotte Le Bon, Christian Bale) machen alles richtig. Aber die Story ist zu zuckersüß, wenn ein verlobter Armenier in Konstantinopel sich in eine Armenierin verliebt, die mit einem Amerikaner liiert ist, kurz bevor es mit den Pogromen losgeht.

Der Film "The Promise – Die Erinnerung bleibt" gefällt der Regierung Erdogan nicht. Er kann ihr nicht gefallen, akzeptiert sie doch bis heute nicht, an den Genozid an den Armeniern ab 1914 erinnert zu werden, den Massenmord als das zu benennen, was er war. Heute lebt kein Mensch mehr, der schuldig war. Keiner mehr kann demnach für das, was geschehen ist, selbst verantwortlich sein. Der Film wurde dennoch von türkischer Seite auf interessante Weise niedergemacht: Laut SPIEGEL war der Film weltweit noch nicht in die Kinos gekommen, als er bei der Internet Movie Database (imdb.com) negative Wertungen erhielt. Die ihre Stimme abgebenden Nutzer stammen vor allem aus der Türkei, fand man heraus. Der Film fiel beim Publikum durch.

The Promise - Die Erinnerung bleibt: Oscar Isaac, Charlotte Le Bon Michael Boghosian (Oscar Isaac), ein junger armenischer Apotheker, geht 1914 zum Studium nach Konstantinopel, dem heutigen Istanbul. Er ist in der Heimat verlobt, doch nicht aus Liebe, sondern wegen der Mitgift: die erhält Michael (sprich: Mikael) für das Medizinstudium im Voraus. Er lernt Ana (Charlotte Le Bon) kennen, die ebenfalls Armenierin ist, und ihren Partner Chris Myers (Christian Bale), einen Fotojournalisten. Myers erahnt bei der Ankunft deutscher Soldaten den Krieg, zeigt eine Szene, doch nicht das, was bevorsteht: die türkischen Pogrome an den Armeniern. Michael und Ana müssen fliehen, Chris derweil hält die Morde mit der Kamera fest und erstattet Bericht, was den Behörden ein Dorn im Auge ist. Mehrfach erweist sich für die Drei ein junger türkischer Freund als Retter, Emre (Marwan Kenzari).

The Promise - Die Erinnerung bleibt: Christian Bale Diese letztere Figur ist ins Drehbuch geschrieben worden, um die Türken – vergeblich – milde zu stimmen. Regisseur George zeigt im Verlauf des Films ergreifend, wie Massenmorde in die Tat umgesetzt werden. Dies ist das Beste an "The Promise", der die Erinnerung an den Genozid wachhalten will, neben der sehr feinen Musik von Gabriel Yared. "Die Erinnerung bleibt", heißt der deutsche Untertitel, und mit diesem Film gelingt dies wirklich beim Publikum. Das Pressematerial zitiert Elton John: "Niemand darf vergessen werden, aber genau das ist während des Genozids an den Armeniern geschehen." Der milliardenschwere US-Amerikaner Kirk Kerkorian, der 2015 vor Anfang der Dreharbeiten betagt starb, gab das Geld für den Film. Er, armenischer Herkunft, wollte alles dafür tun, um an den Massenmord zu erinnern. Dem wird der Film gerecht, der Liebesgeschichte hingegen nicht, die mit der eigentlichen Handlung nur wenig zusammenpasst.  

Michael Dlugosch / Wertung: * * * (3 von 5) 
 

Quelle der Fotos: Capelight Pictures

 
Filmdaten 
 
The Promise - Die Erinnerung bleibt (The Promise) 
 
Spanien/USA 2016
Regie: Terry George;
Darsteller: Oscar Isaac (Mikael Boghosian), Charlotte Le Bon (Ana Khesarian), Christian Bale (Chris Myers), Daniel Giménez Cacho (Reverend Dikran Antreassian), Shohreh Aghdashloo (Marta Boghosian), Marwan Kenzari (Emre Ogan), Angela Sarafyan (Maral), Tom Hollander (Garin), Numan Acar (Mustafa), Kevork Malikyan (Vartan Boghosian), Jean Reno (Admiral Fournet), James Cromwell (Botschafter Morgenthau), Michael Stahl-David (Brad) u.a.;
Drehbuch: Terry George, Robin Swicord; Produzenten: Eric Esrailian, William Horberg, Mike Medavoy; Kamera: Javier Aguirresarobe; Musik: Gabriel Yared; Titelsong: "The Promise" von Chris Cornell (+ 2017); Schnitt: Steven Rosenblum;

Länge: 132,43 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih von Capelight Pictures; deutscher Kinostart: 17. August 2017



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"Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch..."

Schauspieler und Komiker Karl Valentin

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