30.10.2013
Zwiespältiger Aktionismus

The Love Police


The Love Police Harold Baer begleitet in seiner 100-minütigen Dokumentation "The Love Police" den Aktivisten Charlie Veitch, während dieser sich auf diversen Kundgebungen und Politikgipfeln an verschiedenen Orten der Welt befindet. Darunter London, New York, Toronto oder Amsterdam. Als ehemaliger Finanzberater, der seinen Beruf nach einer Kündigung endgültig an den Nagel gehängt hat, weiß er offenbar wie jene Zirkel, die die ökonomischen Krisen ausgelöst haben, funktionieren. Veitch hat die Seiten gewechselt, organisiert sich mit seinesgleichen zu Kundgebungen, läuft mit einem Megaphon auf öffentliche Plätze und versucht durch provokante, aber durchaus intelligente Thesen die Menschen zu packen.

Zwangsläufig und folgerichtig gerät er mit der Exekutiven in Konfrontation, wird mehrmals – auch im Ausland – verhaftet, schafft es aber zuweilen mit seinem Esprit und Witz, aber vor allem seinem unbestreitbaren Charisma, anfänglich eher aggressiv gestimmte Beamte zu besänftigen. Und in diesem Wechselspiel an Erfahrungen liegt eine große Stärke des Films, denn im Grunde macht er keine Gut/Böse-Opposition auf, oder wird parteilich, er ist ein Zeitdokument und nirgends tendenziös. Es werden also, um bei dem Beispiel zu bleiben, einerseits Polizisten gezeigt, die ihre Machtposition nicht nur über Gebühr strapazieren, sondern schamlos ausnutzen, andererseits aber auch solche die deeskalierend agieren, und ebenso humorvoll mit dem manchmal für sie schwer nachzuvollziehenden Aktionismus von Veitch umgehen. Ebenso überdeutlich wird die Willkür, die bisweilen außer Rand und Band gerät und mit rechtstaatlichen Gepflogenheiten sicherlich wenig gemein hat.

The Love Police Der Film ist ausschließlich mit einer Handkamera gefilmt, weshalb er ein hohes Maß an Authentizität suggeriert. Problematisch und ein großer Malus des Films ist seine Redundanz. Denn immer wieder ohne Mehrwert wird der Zuschauer von einem Platz oder Ort zum anderen getragen, wo sich schlussendlich immer wieder dieselben Szenarien abspielen; obwohl seine Eltern und auch wenige Mitstreiter über ihn sprechen und er selbst auch immer wieder in die Kamera spricht, bleibt seine Person, sein Antrieb, sein Anliegen und seine Motivation weithin auf Distanz. Stellenweise – und hier muss man sich dann selbst entscheiden zu welchem Bild man gelangen möchte – kann sich einem der Eindruck aufdrängen, dass hier jemand ganz leger, lässig und ungezwungen auf der Selbsinszenierungsbühne posed, in der selbsterklärten Rolle des Streiters und Verfechters der Wahrheit.  

Sven Weidner / Wertung: * * * (3 von 5) 
 

Quelle der Fotos: Real Fiction Filmverleih

 
Filmdaten 
 
The Love Police  
 
Deutschland 2013
Regie: Harold Baer;
Mitwirkende: Charles Veitch, Danny Shine, Harvey Lester, Luke Rudkowski, Olly The Octopus, Bernardo Sena, Alexander "Freeman" Hall u.a.;
Drehbuch: Charles Veitch, Harold Baer; Produzent: Frank Terjung; Producer: Charles Veitch, Frank Terjung, Harold Baer; Kamera: Torbjörn Karwang, Charles Veitch, verschiedene Aktivisten; Musik: Stereo MCs; Schnitt: Lana Kloodt;

Länge: 100,04 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih von Real Fiction Filmverleih; engl. OmU, teilweise dt. Voice Over; deutscher Kinostart: 28. November 2013



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"Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch..."

Schauspieler und Komiker Karl Valentin

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