09.08.2018

The Liverpool Goalie

Zunächst ist "The Liverpool Goalie" von Arild Andresen so etwas wie eine romantische Komödie für jüngere Kinogänger/innen: Der 13-jährige Jo verguckt sich in seine neue Mitschülerin Mari, weiß aber nicht so recht, wie er das Herz der Wunschdame erringen kann. Ein Plan ist bald gefasst: Jo will die seltene Fußball-Sammelkarte des Torwarts von Liverpool in Besitz nehmen, um mehr Ansehen in der Schulklasse und Maris Herz zu gewinnen. Denn wo soll die Coolness sonst herkommen, wenn man nicht gut Fußball spielt und für stärkere Raufbolde die Hausaufgaben machen muss?

In seinem Kinodebüt zelebriert der norwegische Filmemacher Arild Andresen die Zeit der Pubertät und die damit einhergehende erste größere Selbstfindung auf überaus smarte Weise, mit etlichen schönen Ideen und einem guten Schuss Selbstironie. Die Stars seines Film sind eindeutig die Kinder beziehungsweise jungen Teenager, während die Erwachsenen – allen voran Jos überfürsorgliche Mutter – Nebenfiguren bleiben, die eher unangemessenes Verhalten an den Tag legen, weil sie kaum mehr imstande sind, die Sorgen ihrer Kinder nachzuvollziehen. Während die eigentliche Geschichte rund um den schüchtern verliebten Jo, der sich um einen besseren Stand in der Rangordnung auf dem Pausenhof bemüht, ein weithin bekanntes Motiv ist, gewinnt "The Liverpool Goalie" vor allem durch die Regie von Arild Andresen ein eigenes Profil. Die bisweilen ziemlich respektlosen Tagträume Jos, die von Schulmassakern, Drogensucht oder Irrenhäusern handeln, die durchweg treffende Situationskomik oder der Umstand, dass das Drehbuch in keiner Weise didaktisch ist, sondern zum Anderssein ermuntert, unterscheiden Andresens Film von vergleichbaren Produktionen.

Hinzu kommen die durchweg charmanten und treffend besetzten Darsteller, allen voran Ask von der Hagen und Susanne Boucher als Jo und Mari, die zusätzlichen Esprit in den Film bringen. So ist es nur folgerichtig, dass die auf allen Ebenen überzeugende Jugendkomödie unter anderem auf der Berlinale 2011 mit dem Gläsernen Bären der generell starken Sektion Generation kplus ausgezeichnet wurde. Ganz fraglos können übrigens auch Erwachsene ihre Freude mit Andresens Erstlingswerk haben, denn wie jeder starke Kinderfilm verbreitet auch "The Liverpool Goalie" sein Charisma mühelos über Altersgrenzen hinweg.



Diese Filmkritik ist zuerst erschienen bei fluter.de.

 

Christian Horn / Wertung: * * * * * (5 von 5)



Filmdaten

The Liverpool Goalie
(Keeper'n til Liverpool)

Vollständiger deutscher Verleihtitel: The Liverpool Goalie oder: wie man die Schulzeit überlebt!

Norwegen 2010
Regie: Arild Andresen;
Darsteller: Ask von der Hagen (Jo), Susanne Boucher (Mari), Jostein Skranes Brox (Tom Erik), Mattis Asker (Einar), Ane Kirkeng Jørgensen (Nina), Stian Aspelund (Per Øystein), Raymond Vårvik (Tobias), Michael Vermes (Anders), Kasper Kvello (Boye), Sacha Kleber Nyiligira (Martin), Kaja Meløy (Kaja), Karl Andreas Eriksen Lundvold (Karl Andreas), Andrine Sæther (Else) u.a.;
Drehbuch: Lars Gudmestad; Kamera: Gaute Gunnari; Musik: Aslak Hartberg; Schnitt: Jon Endre Mørk;

Länge: 87,23 Minuten; FSK: ab 6 Jahren; deutscher Kinostart: 15. März 2012



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