07.02.2013
The Grandmaster
![]() Er bezieht sich auf die Kunst des Kung Fu, in die das verregnete Anfangsexposé einführt. Der dialoglose Kampf vor theatralischer Kulisse zwischen Gegnern, deren Namen, geschweige denn Identitäten, nicht kennt, ist symptomatisch für den Sieg von Form über Inhalt. Mit ihm endet in der durchkomponierten Hymne auf einen den realen Kampfmeister Ip Man (Tony Leung) jedes Duell. Das erste ist ein bloßes Vorspiel der stilisierten Auseinandersetzungen, die den zweistündigen Plot ausfüllen. "Nicht schlecht", heißt es nach der Ouvertüre, als würde der Regisseur hinter der Szenerie grinsen. You ain't seen nothing, yet. Wer um die Kraft von Worten weiß, hält sich mit ihnen zurück, lehrt der Hauptcharakter und suggeriert damit, in den bombastischen Einstellungen läge größere Tiefe als die an der glatten Oberfläche kratzenden Monologe und Sophismen vermitteln. "Wenn das Leben Jahreszeiten hat, war meine ersten 40 Jahre Frühling", erzählt Ip während er auf die glückliche Vergangenheit mit seiner ergebenen Frau (Song Hye-kyo) und den Kindern zurückblickt.
Auch er spürt die Anziehung der schönen Herausforderin vom ersten Kräftemessen an. Die Wege der scheinbar alterlosen Charaktere kreuzen sich über die von Besatzung und Bürgerkrieg erschütterten Jahrzehnte chinesischer Geschichte, die "The Grandmaster" in verspielten Szenengemälden durchmisst. Der Sog, den der tänzerische Bilderrausch entfalten will verebbt in der dramatischen Hohlheit der biografischen Verklärung, die noch mehr eine historische ist. "The Grandmaster" ist keine einzelne Figur, sondern der Geist ehrwürdiger Kampfkunst. Er lässt die Protagonisten, die ihm gehorchen, siegen und diejenigen, die sich ihm widersetzen, letztendlich erliegen. Dieses Schicksal erleidet neben dem konturlosen Schurken Ma Shan auch die von den Kampfdarbietungen in den Hintergrund gedrängte Tragödie der unerfüllten Liebe zwischen Ip und Gong Er, der ein Wegbegleiter ihres Vaters sagt: "Manche Dinge liegen nicht in unserer Händen." Mögen diese auch 64 Kombinationen beherrschen, die der diesjährige Jury-Präsident Wong Kar Wai alle in seiner oberflächlich-opulenten Operette besingt. Lida Bach /
Wertung: * * *
(3 von 5)
Quelle der Fotos: Berlinale Filmdaten The Grandmaster (Yi dai zong shi) Hongkong / China / Frankreich 2012 Regie & Drehbuch: Wong Kar Wai; Darsteller: Tony Leung (Ip Man), Zhang Ziyi (Gong Er), Chang Chen u.a.; Produktion: Wong Kar Wai, Jacky Pang Yee Wah; Kamera: Philippe Le Sourd; Länge: 123,03 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih der Wild Bunch Germany GmbH; deutscher Kinostart: 27.Juni 2013
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