05.04.2013

Jäger und Sammler

The Collection

Das geschulte Auge eines Sammlers findet stets die Rarität in der Menge. Doch wenn es sich dabei um eine feiernde Menschenmenge handelt und die (un)natürliche Auslese auf einer geheimen Party stattfindet, braucht selbst ein Kennerblick Hilfe. Die liefert ein Arsenal tödlicher Fallen, die blutige Brachen in die Gästeschar schlagen. Ausgerechnet diejenige, die das Gemetzel auslöst, ist dessen einzige Überlebende. Dieser Status macht die junge Elena (Emma Fitzpatrick) zum auserkorenen Sammlerstück des maskierten Beobachters, der es plante. Kaum hat Elena dessen letztes Opfer Arkin (Josh Stewart) aus dem verhängnisvollen Fundus befreit, landet sie an seinem Platz im titelgebenden Schreckenskabinett von "The Collection".

Zu dem filmischen Splatter-Fest lässt sich der Titelprotagonist von Marcus Dunstans 2009 erschienenem Low-Budget-Erstling "The Collector" herab; zu Filmbeginn buchstäblich von einer sich mit angemessen mörderischem Effekt absenkenden Plattform. Der gesichtslose Jäger fängt seine lebenden Souvenirs gern in Fallen, recht augenscheinlich inspiriert von "Saw". Im Gegensatz zu seiner Schurken-Schablone hat der sammelnde Sadist (Randall Archer) keine martialische Morallektion zu erteilen. Auch sonst ist er anders als seine maschinellen Mordkonstruktionen eher ein schlichtes Gemüt, das für sein Konsortium ähnlich empfindet wie ein Briefmarkensammler für sein Raritätenalbum. Man benutzt es um anzugeben und Mädels abzuschleppen, solange die nur nichts durcheinanderbringen. Und wehe jemand krümmt einer Sonderprägung eine Ecke beziehungsweise ein Haar. Lag der Fokus im ersten Teil noch auf dem eigentümlichen Hobby des Serientäters, zielt er nun auf dessen monströse menschliche Sammlerstücke. Deren Vorführung unterbricht der ein oder andere Schlachtexzess, wobei der ausführlichste quasi als Eröffnungsakt dient.

Während der Partyszene verliert ein beträchtlicher Teil der Protagonisten das Leben durch eine Art Kreissäge. Die Waffenwahl scheint ein angemessen blutiges Augenzwinkern zu den Fans von "Saw". Die Horror-Reihe, die offenbar den Grundriss für "The Collection" lieferte, hatte nach zwei, drei – oder eher vier, fünf – Fortsetzungen zu viel an Schneid verloren. Die Klinge war in den vier letzten Teilen stumpf, aber Dunstan und Patrick Melton konnten immerhin ihren foltertechnischen Erfindungsgeist daran wetzen. Womit das Drehbuchautoren-Team damals als nächstes aufwartete, war "The Collector". Der milchäugige Maskenträger wird zum willigen Nachhilfelehrer für alle, die mit dem Auseinanderhalten von Massen- und Serienmördern im Kino immer Probleme hatten. Der Besitzer der besagten "Collection" ist beides und lehrt anschaulich den Unterschied. Wenn einer mehrere Menschen nacheinander tötet – davon berichten zu Filmbeginn einige Wissenslücken zum ersten Teil auffüllende TV-Ausschnitte – ist das Serienmord. Wenn einer ganz viele Menschen auf einmal tötet wie bei dem Eröffnungsmassaker ist das Massenmord.

Und wenn einer einen nach dem mittels grotesker Tötungsmaschinen draufgehen lässt, wie der Collector die Handlanger von Elenas Vater Lucello (Lee Tergesen), der seine Tochter mit Arkins Hilfe retten will? Dann ist das Meuchelmord. Die gewaltsamen Tode präsentiert das Sequel in einer Kulisse, deren Frances Bacon und David Fincher nachäffende Ästhetik kurzfristig amüsiert. Bei rund 80 Minuten Anschauungszeit wirkt es hingegen bedeutend fader als besagte Briefmarkensammlung.  

Lida Bach / Wertung: * (1 von 5)



Filmdaten

The Collection
(The Collection)

USA 2012
Regie: Marcus Dunstan;
Darsteller: Josh Stewart (Arkin), Emma Fitzpatrick (Elena), Christopher McDonald (Mr. Peters), Lee Tergesen (Lucello), Tim Griffin (Dre), Andre Royo (Wally), Randall Archer (The Collector) u.a.;
Drehbuch: Patrick Melton, Marcus Dunstan; Kamera: Sam McCurdy; Musik: Charlie Clouser; Schnitt: Joseph M. Gonzalez, Kevin Greutert, Mark Stevens;

Länge: 82 Minuten



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