08.11.2011
Submarine
![]() Anfangs ist der Film voller Tempo, voll von metaphorischen Bildern, urkomischen Fantasien und schnellen Sprüchen. Der junge Oliver träumt von der nationalen Anerkennung seiner Person nach seinem fiktiven Tod und der darauffolgenden "Auferstehung". Er hat die Erkenntnis, dass die Antriebsfeder der Menschen nur die Tatsache ist, dass sie sich für einmalig halten. Die traumhafte walisische Meerlandschaft ist eingehüllt in dunkle, blaue und graue Farben – weil Oliver die Schönheit der Natur nicht wahrnehmen kann. So subjektiv bleiben Film (harte Schnitte, hörbares Atmen) und Kamera (Wackelbild) durchgehend. Aus dem düsteren Farbgemenge drängt sich jedoch ein beharrlicher roter Fleck auf: der Mantel von Jordana! Rot bleibt ihre Farbe im ganzen Film – denn es kommen Feuerwerk und Streichholzfeuer hinzu, wie auch rote Rosen. Jordana ist sein Idol, sein Eroberungsziel, für das er sogar sein soziales Feingefühl opfert. Oliver beteiligt sich am Mobbing einer Kollegin, um sich Pluspunkte bei Jordana zu verschaffen. Das ist nicht der einzige unfeine Zug an Oliver: Auch als es auf seinen Beistand ankommt, um Jordana während der lebensbedrohlichen Krankheit ihrer Mutter zu unterstützen, zieht er sich feige zurück. So sehr er sich davor noch für seine Angebetete verbogen hat (minutiös geplantes Dinner vor dem ersten erotischen Erlebnis, Liebesbriefe, Küsse im Knien auf ihr Geheiß), so sehr fürchtet er sich vor Jordanas sensibler Seite. Besonders schön ist filmisch der erste Kuss von Oliver und Jordana herausgearbeitet – in perfekter Stille und umkreisender Kamera. Und auch die Szenen des Liebesglücks der beiden Jugendlichen.
Die zweite Hälfte des Films wird etwas langatmiger und getragener. Gerettet wird sie von einer gelungenen Metaphernsprache des Wassers, des schwimmenden Bettes, des äußerlich in die Rolle des Vaters geschlüpften depressiven Oliver. Metaphorisch ist wohl auch der Titel, der auf die Ultraschallwellen anknüpft, mit denen die Tätigkeit in U-Booten erspürt werden. Oliver wünscht sich diese Möglichkeit auch zum Erkennen des Innenlebens der Menschen, die ihm viel bedeuten. Man kann sich diesen Film ansehen, kann dabei lächeln, das Talent von Craig Roberts als Oliver anerkennen, einige Erkenntnisse mitnehmen ("Der Ozean ist sechs Meilen tief"). Und die komischen Szenen genießen. Aber ein Film, den man sich für alle Ewigkeiten merkt, ist es eher nicht. Hilde Ottschofski /
Wertung: * * *
(3 von 5)
Quelle der Fotos: Kool Filmdistribution Filmdaten Submarine (Submarine) GB / USA 2010 Regie: Richard Ayoade; Darsteller: Craig Roberts (Oliver Tate), Yasmin Paige (Jordana Bevan), Sally Hawkins (Jill Tate), Noah Taylor (Lloyd Tate), Paddy Considine (Graham Purvis), Darren Evans (Chips) u.a.; Drehbuch: Richard Ayoade, nach dem Roman "Ich - Oliver Tate" von Joe Dunthorne; Produzenten: Mary Burke, Mark Herbert, Andy Stebbing; Kamera: Erik Wilson; Musik: Andrew Hewitt; Länge: 96,45 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih von Kool Filmdistribution GbR; deutscher Kinostart: 17. November 2011
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