10.05.2013
Am Rande des Universums

Star Trek Into Darkness


Star Trek Into Darkness: Zachary Quinto, Chris Pine "Das ist Deep Space!", ruft Captain James T. Kirk (Chris Pine) zu seinem Ersten Offizier Spock (Zachary Quinto) mit kindlichem Enthusiasmus, den man J.J. Abrams' stürmischem Vordringen in das "Star Trek"-Universum, das der Regisseur und Produzent vor vier Jahren betrat und von seinen Anfängen her neu aufrollte, gern entgegenbringt. Die Worte des eigensinnigen und hitzigen Kopfs der jungen Crew des Raumschiffs "Enterprise" bündeln die durch den Vorgänger "Star Trek: Die Zukunft hat begonnen" hochgesteckten Erwartungen, die "Star Trek Into Darkness" spielerisch erfüllt: tieferes Eintauchen in Charaktere, Struktur und Philosophie der von Gene Roddenberry 1966 begonnenen Saga, deren Dunkelzone Abrams und die "Enterprise" ansteuern.

Die aufregende Ungewissheit darüber, was dort wartet, spornt nicht nur Kirk an, sondern den Plot. Er ist weit mehr als "schlicht und einfach eine Menschenjagd", die Admiral Marcus (Peter Weller) gegen den von der Sternenflotte abgefallenen John Harrison (Benedict Cumberbatch) ausruft. Im Grundton ist der Konflikt mit dem in seiner psychischen Ambivalenz auch für den Zuschauer undurchsichtigen Harrison, der die Sternenflotte mit einer Serie vernichtender Anschläge bis in die Grundfesten erschüttert, vom zehnten "Star Trek"-Kinoauftritt "Nemesis" aus dem Jahr 2002 Lichtjahre entfernt und Abrams verschwendet erfreulicherweise keinen Gedanken an Umkehr. Die intergalaktische Hatz Kirks und Spocks durch Daniel Mindels bombastische 3D-Action-Szenarien beschert Fans erster und letzter Stunde ein Wiedersehen mit den neuen alten Crew-Mitgliedern Uhura (Zoë Saldana), Scotty (Simon Pegg), Pille (Karl Urban), Chekov (Anton Yelchin) und Sulu (John Cho). Dazu zeigen Kirks Förderer Admiral Pike (Bruce Greenwood) und sogar der nach irdischer Zeitrechnung vergangene, nach Filmchronologie zukünftige Mr. Spock (Leonard Nimoy) mal mehr, mal weniger lange Gesicht.

Star Trek Into Darkness: Simon Pegg Doch die lässige Aufbruchsstimmung des Vorgängers unterwandert ein spürbar düsterer Tenor, der den Titel sowohl visuell als auch dramatisch erschließt. Die infernalischen Schrottkulissen auf Kronos, dem Heimatplaneten der Klingonen, und die apokalyptischen Zerstörungspanoramen verdunkeln die Aussichten der Crew, das London des 23. Jahrhunderts und den Kinosaal. Dass der manipulative Harrison tatsächlich den "Star Trek"-Fans wohlbekannten Namen Khan trägt und neben des Klingonen auch deren erklärte Todfeinde einen Auftritt haben, ist für den Geist der Neuerzählung weniger kennzeichnend als Abrams' epische Vernichtungsgewalt. Das Moribunde der bestehenden Autokratie und Befehlsgewalt scheint er nicht nur auf monumentaler Ebene besiegeln zu wollen, sondern auf autoritärer. Die leitende Vaterfigur Pike scheidet auf tragische Weise aus der Handlung. Sein fehlgeleiteter Gegenpart Admiral Marcus muss unehrenhafter abtreten. Zuvor beweist seine junge Tochter Dr. Carol Marcus (Alice Eve) – Abrams' persönliche Ergänzung der nächsten Generation – ihre moralische Überlegenheit in Allianz mit der Besatzung der "Enterprise".

Star Trek Into Darkness: Benedict Cumberbatch Sie ist der wahre Hauptdarsteller des spektakulären 3D-Abenteuers, dessen Drehbuchautoren-Trio Damon Lindelof, Alex Kurtzman und Roberto Orci jeden Duktus einzelgängerischen Heldentums unterwandert. Die gemeinsame Frustration Uhuras und Kirks über die emotionale Distanziertheit Spocks, dessen Durchringen zu menschlicher Affektivität und der unverbrüchliche Zusammenhalt der Mannschaft geben den gewaltigen Leinwandbildern eine Dimension, die das Weltraumepos mehr bereichert als die zusätzliche des 3D. Gleiches gilt für die anklingende Auseinandersetzung mit Befehlsstrukturen und Autoritätsachtung. Letzte übergeht Kirk ohne Zögern während des in mehrerer Hinsicht epochalen Auftakts und riskiert so den eigenen Posten auf der "Enterprise". Die steht wahrhaftig Kopf, nachdem Scotty wiederum aus Protest gegen eine Entscheidung Kirks seinen kündigt. Den süffisanten Witz der unter der Crew ausgetragenen Konflikte dimmen jedoch dieses Mal die Vorzeichen zukünftiger Kämpfe – und deren Verluste.

Umso leichter zu verschmerzen ist der des Doppelpunktes, der laut Co-Autor und Produzent Lindelof "alles repräsentiert, was die Leute abtörnt, wenn es um Star Trek geht." Die kosmetische Korrektur vollendet die dramaturgische, deren Ziel Kirk erklärt: "Uns zu erinnern, wer wir einst waren und wer wir wieder sein müssen."  

Lida Bach / Wertung: * * * * (4 von 5) 
 

Quelle der Fotos: Paramount Pictures Germany

 
Filmdaten 
 
Star Trek Into Darkness (Star Trek Into Darkness) 
 
USA 2012
Regie: J.J. Abrams;
Darsteller: Benedict Cumberbatch (John Harrison alias Khan), Chris Pine (James T. Kirk), Alice Eve (Dr. Carol Marcus), Zoë Saldana (Nyota Uhura), Zachary Quinto (Spock), Karl Urban (Dr. Leonard Mccoy), Simon Pegg (Scotty), Anton Yelchin (Pavel Chekov), John Cho (Hikaru Sulu), Leonard Nimoy (der alte Spock), Felicity Wren (Starfleet Officer), Bruce Greenwood (Christopher Pike), Peter Weller (Admiral Marcus), Jennifer Morrison (Winona Kirk), Chris Hemsworth (George Kirk) u.a.;
Drehbuch: Roberto Orci, Alex Kurtzman, Damon Lindelof nach den Charakteren von Gene Roddenberry; Produktion: J.J. Abrams, Bryan Burk, Alex Kurtzman, Damon Lindelof, Roberto Orci; Kamera: Dan Mindel; Musik: Michael Giacchino; Schnitt: Maryann Brandon, Mary Jo Markey;

Länge: 132,35 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih der Paramount Pictures Germany GmbH; deutscher Kinostart: 9. Mai 2013



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"Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch..."

Schauspieler und Komiker Karl Valentin

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