03.11.2015
Spectre
![]() Diese Zäsur hatte das Bond-Franchise bitter nötig. Genauso sinnvoll war auch der revisionistische Eingriff, den Regisseur Sam Mendes ("American Beauty") mit "Skyfall" unternahm. Hier war 007 wieder deutlich "bondiger" als in den beiden Abenteuern davor. Miss Moneypenny trat wieder auf, die MI6-Chefin Judy Dench trat ab – und wurde von Ralph Fiennes beerbt. Die Rückbesinnung auf alte Zeiten war sinnvoll. Wenn James Bond nämlich alle Gepflogenheiten über Bord wirft, wäre der Geheimagent letztlich kaum mehr von Ethan Hunt, Jason Bourne oder Jack Bauer unterscheidbar. Der ebenfalls unter der Regie von Sam Mendes entstandene "Spectre" ist nun die logische Fortführung der bislang vier Bond-Einsätze von Daniel Craig: Ein modernisierter Bond, der zugleich Raum für Anleihen an die Klassiker der Reihe lässt.
"Die Toten leben", verheißt ein Text-Insert am Anfang von "Spectre". Dieses Motto bezieht sich nicht nur auf die spektakuläre Auftaktsequenz in Mexiko-Stadt, wo Bond vor der fiebrigen Kulisse des "Día de los Muertos" ein Attentat vereitelt, sondern auch auf den weiteren Handlungsverlauf, der den seit "Casino Royale" gesponnenen roten Faden um Bonds getötete Geliebte Vesper Lynd zu Ende erzählt. Erstmals in der Geschichte der Bond-Reihe hängen vier Teile inhaltlich zusammen, auch wenn die Verbindungslinien letztlich ziemlich oberflächlich ausfallen. Als Verbindungskitt fungiert der von Christoph Waltz gespielte Bösewicht Franz Oberhauser, der sich als der "Autor aller Schmerzen" von Bond zu erkennen gibt. Viel mehr als diese griffige Ansage liefert das Drehbuch allerdings nicht, um Bonds Schicksal seit "Casino Royale" in die bisweilen verworrene "Spectre"-Handlung einzubetten. Man erfährt zwar so einiges, doch wie alles genau zusammenhängt, bleibt nebulös. Ebenso löchrig bleibt die Motivation von Franz Oberhauser, die die Drehbuchautoren fahrlässig aus dem Handgelenk schütteln.
Ernüchternd fällt der Kurzauftritt von Monica Bellucci aus, die mit großem Getöse als "das älteste Bond-Girl aller Zeiten" angekündigt wurde. Im fertigen Film absolviert Bellucci lediglich zwei Szenen und ein harmloses Nümmerchen mit Bond. Ganz anders ergeht es dem eigentlichen Bond-Girl. Die aus "Blau ist eine warme Farbe" bekannte Léa Seydoux überzeugt als Madeleine Swann, die pikanterweise die Tochter des Gegenspielers aus "Ein Quantum Trost" ist. Ihr Auftritt erinnert an die von Eva Green verkörperte Vesper Lynd, die ja wie erwähnt als Geist aus der Vergangenheit über dem gesamten Plot von "Spectre" schwebt. Erzählerisch ist "Spectre" etwas holprig geraten. Mit seiner wie bei "Skyfall" starken Inszenierung macht Sam Mendes den einen oder anderen erzählerischen Lapsus jedoch wett. Von der packenden Eröffnungsszene in Mexiko-Stadt über eine rasante Autoverfolgungsjagd quer durch Rom bis zu einer explosiven Actionszene im schneebedeckten Altaussee bietet "Spectre" allerhand Schauwerte auf drei Kontinenten. Das ändert aber nichts daran, dass "Spectre" weder "Casino Royale" noch "Skyfall" toppen kann. Christian Horn /
Wertung: * * *
(3 von 5)
Quelle der Fotos: Sony Pictures Filmdaten Spectre (Spectre) Alternativtitel: James Bond 007 - Spectre
GB 2015 Länge: 148,27 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih von Sony Pictures; deutscher Kinostart: 5. November 2015
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