27.03.2012
Während du schliefst

Sleep Tight


Sleep Tight: Luis Tosar "Es gibt immer einen Weg zum Glück. Wir müssen ihn nur finden", verheißt die Stimme aus dem Äther. "Ich war niemals glücklich", berichtet der unauffällige Einzelgänger, der als Hausmeister in einem gehobenen Viertel Barcelonas einer unauffälligen Arbeit nachgeht. "Vielleicht wurde ich ohne die Fähigkeit dazu geboren." Aber da irrt César. Die hoffnungsvolle Verkündung zu Beginn von Jaume Balaguerós nach dem Drehbuch Alberto Marinis inszenierter Seelenstudie erweist sich für den obstinaten Hauptcharakter als prophetisch. Selbst er kann glücklich sein. Der Weg ist das Ziel und César wandelt bereits auf ihm.

Auch eine lange Reise beginnt mit einem kleinen Schritt. César wagt ihn, fort von der Kante des Häuserdachs, an der er in der Anfangsszene steht, zurück zu der Aufgabe, der er so hingebungsvoll nachgeht. Es ist eine dezente und langwierige Aufgabe, von der er sich dennoch durch keinen Rückschlag abbringen lässt. Die Mieter des eleganten Jugendstilbaus, die ihn so oberflächlich-freundlich behandeln als sei er ein weiteres Einrichtungsdetail des Foyers – die geschwätzige Dame, die stets in Begleitung ihrer beiden Hündchen auftritt, die Putzfrau und ihr Teenager-Sohn, der Familienvater mit den beiden Kindern – sie alle ahnen nichts von seiner heimlichen Passion: Clara (Marta Etura). Clara, die so offenherzig über ihr Leben plaudert. Clara, deren Sinnlichkeit und Frohsinn das Gegenteil von Césars trüber Lustlosigkeit ist.

Sleep Tight: Marta Etura Das Lächeln der lebensfrohen Mieterin eines Altbauhauses in Barcelona lässt ihn nicht los. Doch Balagueró wäre kaum der Regisseur so ungewöhnlicher Kinoalpträume wie "REC", "Fragile" und "Romasanta", wenn der einlullende Titel von "Sleep Tight" eine verzärtelte Liebeskomödie ankündigen würde. Nichts, scheint es, kann Claras Lächeln zerstören. Genau das ist Césars Ziel. "Zum ersten Mal hatte ich einen Grund zum Leben", sagt der psychopathische Eindringling, den seine abgrundtief böse Motivation von einem gewöhnlichen Stalker unterscheidet. Den mit verstörender Brillanz von Luis Tosar verkörperten Beobachter treibt nicht fanatische Liebe, sondern fanatischer Hass in Claras intimste Privatsphäre.

"Er wird auch heute nicht damit aufhören, nicht wahr?", fragt er Clara rhetorisch über den Unbekannten, der sie terrorisiert. Nein, das wird er nicht. "Das einzige, was mir hilft, ist, dass andere auch unglücklich sind“, sagt César. Das zu erreichen ist sein einziger Lebensinhalt, die Motivation, nach der er so lange vergeblich gesucht hat. Die Beklemmung, welche die maliziöse Sezierung von Soziopathie und Auslieferung weckt, vertreibt die perfide Schlusspointe nicht, die Patti Page in im Kontext der Handlung doppeldeutigen Versen singt: "...Keep me in mind".  

Lida Bach     
 

Quelle der Fotos: Senator

 
Filmdaten 
 
Sleep Tight (Mientras duermes) 
 
Spanien 2011
Regie: Jaume Balagueró;
Darsteller: Luis Tosar (César), Marta Etura (Clara), Alberto San Juan (Marcos), Pep Tosar (Claras Vater), Iris Almeida (Úrsula) u.a.;
Drehbuch: Alberto Marini; Produzenten: Julio Fernández, Carlos Fernández, Alberto Marini; Kamera: Pablo Rosso; Musik: Lucas Vidal; Schnitt: Guillermo de la Cal;

Länge: (Laufzeit 24fps, d.h. im Kino:) 101,02 Minuten bzw. (Laufzeit 25fps, d.h. im Fernsehen bzw. auf Video/DVD:) 97,29 Minuten; FSK: ab 16 Jahren; ein Film im Verleih von Senator Film Verleih; deutscher Kinostart: 5. Juli 2012



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<27.03.2012>


Zitat

"Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch..."

Schauspieler und Komiker Karl Valentin

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