Dezember 2000

Dieser Film wird hoffentlich nicht besonders alt in den Kinos

Seven Days To Live

Seven Days To Live Wer zu Beginn des Jahres im Kino war, hat vielleicht auch diesen gruseligen Teaser gesehen. Keinen Trailer, sondern eine komplette, etwa zweiminütige Sequenz, die Appetit auf den Film machte, der da als "Seven Days to Live" angekündigt wurde. Ein knappes Jahr später kommt der Film nun in die Kinos und - Überraschung! - es handelt sich um einen deutschen Film mit durchweg amerikanischer Besetzung.

Das Ehepaar Helen und Martin Shaw zieht nach dem tragischen Tod ihres Kindes in ein altes Landhaus im Moor. Kurz nach dem Einzug erhält Helen eine Botschaft, die ihren Tod nach Ablauf von sieben Tagen prophezeit. Doch damit nicht genug: Visionen suchen die geplagte Frau heim, in denen sie ihrem toten Kind begegnet. Realität und Traum scheinen sich zu vermischen und an jedem folgenden Tag erhält Helen eine weitere Botschaft: Noch sechs Tage, noch fünf... Die Zeit läuft ab. Ein Fluch scheint auf dem Haus zu lasten, doch niemand will Helen helfen. Auch Martin, der an einem Buch arbeitet, verändert sich. Er wird immer aggressiver und schließlich ist Helen auch vor ihm nicht mehr sicher...

Was sich hier vielleicht noch ganz spannend anhört, ist von Regisseur Niemann ( Drehbuch zu "Nur über meine Leiche") ohne jeden Sinn für Spannung, Horror und Timing zusammengeklaut und -geklatscht, daß man eigentlich laut lachen müßte, wenn das alles nicht so traurig wäre. Wer gibt einem "Regisseur" wie Niemann eigentlich das Geld? Denn billig war dieser Film bestimmt nicht. Oberflächlich gesehen stimmt eigentlich alles: Gediegene Aufnahmen und Settings sorgen für Atmosphäre und durchweg amerikanische Schauspieler vermitteln den Eindruck tatsächlich eine US-Produktion zu sehen. Niemann versucht gar nicht erst den Verdacht aufkommen zu lassen, es könne sich bei um einen deutschen Film handeln. Er umgeht damit das grosse Manko deutscher Horrorproduktionen, die lediglich amerikanische Schemata auf Deutschland übertragen und damit fürchterlich baden gehen. Man denke an "Anatomie", "Flashback" oder Fernsehproduktionen wie "Schrei, denn ich werde dich töten!"

Doch dies betrifft, wie gesagt, nur die Oberfläche seines Films und stille Wasser sind bekanntlich tief.
Man braucht gar nicht lange zu suchen und schon begegnen einem dieselben Mängel, die einem schon so oft beim neudeutschen (Horror-)Film geärgert haben:
Das Script entbehrt jeglicher Logik und reiht lediglich Motive bekannter und besserer US-Horrorfilme aneinander. Die Regie bemüht sich dem Drehbuch an Klischeehaftigkeit nicht nachzustehen und die zweitklassigen visuellen Effekte zerstören jeden Anflug von Atmosphäre.

Die Ausgangssituation war wohl schon Aufhänger von Legionen von Filmen und wird ergänzt durch Motive aus Filmen wie "Friedhof der Kuscheltiere", "Wenn die Gondeln Trauer tragen", "The Shining" und dem japanischen Meisterwerk "The Ring", bevor man dann die Auflösung von "Poltergeist" nocheinmal sehen darf. Dies alles ist so plump zusammengeschustert, dass es weh tut. Man hat als Zuschauer den Eindruck, weder Regie noch Drehbuch hätten sich überhaupt die Mühe gemacht, dies alles schlüssig zu verbinden. Es ist bezeichnend, dass das interessanteste Motiv, das sozusagen titelstiftend war, die Prophezeiung eines baldigen Todes und der daraus resultierend Kampf gegen die Zeit (Hier stand der schon erwähnte "The Ring" Pate.) im Verlauf des Films immer mehr in den Hintergrund tritt.

Angesichts dieses Desasters ein Wort über die Schauspieler zu verlieren ist eigentlich unfair, werden sie doch sowohl von Regie, als auch vom Script schlichtweg im Stich gelassen. Amanda Plummer ("König der Fischer", "Pulp Fiction", "God´s Army") gibt sich alle Mühe, ist aber schlicht und ergreifend fehlbesetzt und Sean Pertwee, dessen Entwicklung vom fürsorglichen Ehemann und Vater zum Psychopathen alles andere als glaubwürdig ist, verleiht dem Begriff "Overacting" eine ganz neue Dimension.

Wer den anfangs erwähnten Teaser kennt, braucht sich "Seven Days To Live" gar nicht erst anzusehen, denn der enthielt die beste Sequenz des gesamten Films, der sich als Prolog von Seven Days to Live entpuppt.
Zumindest hier beweist Niemann Geschick: Wer zuviel Geld hat, der schaut sich die ersten 2 Minuten "Seven Days To Live" an und kann danach immer noch einen richtigen Film sehen.
Vom Besuch dieses Filmes ist also abzuraten und es bleibt die Hoffnung, dass sich die im Titel enthaltene Prophezeiung auch für diesen Film bewahrheitet, wenn er im November mit peinlichem Werbeaufwand auf das Publikum losgelassen wird.  

Oliver Nöding / Wertung: * (1 von 5)

Quelle des Fotos: Verleih


Filmdaten

Seven Days To Live


Deutschland 2000
Regie: Sebastian Niemann
Darsteller: Amanda Plummer ("Pulp Fiction"; Ellen Shaw), Sean Pertwee (Martin Shaw), Nick Brimble u.a.;
Kamera: Gerhard Schirio; Drehbuch: Dirk Ahner; Produktion: Christian Becker, Thomas Häberle

Länge: 96 Minuten; FSK: ab 16 Jahren



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