23.01.2020

Romys Salon


Romys Salon: Beppie Melissen, Vita Heijmen Til Schweigers "Honig im Kopf" war einer der erfolgreichsten Filme der letzten Jahre in Deutschland. Bei den Kritikern stieß dieser deutsche Filmbeitrag zur Verarbeitung des Themas Alzheimer eher auf Unbehagen, da die Krankheit nicht ernst genommen und verharmlost wurde. Das gleiche Problem wird wohl auch den niederländischen Film "Romys Salon" treffen. Trotzdem macht dieser Streifen von Regisseurin Mischa Kamp manches anders, als viele Filme über diese Krankheit.

Es wird die Geschichte von Romy erzählt, die nach der Trennung ihrer Eltern nicht weiß, was sie nach dem Schulschluss machen soll. Zuerst geht sie sehr ungern zu ihrer Oma in den Friseursalon, da sie dort nicht viel machen kann. Aber als ihrer Oma die Arbeit immer schwerer fällt und sie auf Romy angewiesen ist, entwickelt das junge Mädchen eine Liebe zum Helfen, zum Haare schneiden und besonders zu ihrer Oma.

Romys Salon: Vita Heijmen Die Herangehensweise an das Thema ist sehr gut. Man befindet sich in einer Umgebung, die dem Zuschauer angenehm ist, und sieht einer Familie bei ihrem Alltag zwischen Schule, Arbeit und Abendessen zu. Das funktioniert so weit gut, da man in die Familie hineingeführt wird und sich den Charakteren verbunden fühlt. Aber das geht auch nur die erste halbe Stunde gut, denn dann beginnt der traurige Part des Films, denn Oma Stine vergisst auf einmal immer mehr und mehr. Dieser Teil des Films ist auf emotionaler Ebene auch gut. Man leidet mit, wenn die Diagnose kommt, und ist selbst betroffen, aber die größten Probleme des Films sind die Naivität und die fehlende Ernsthaftigkeit.

Der Film will die Krankheit aus den Augen eines Kindes zeigen, aber das haben wir alle schon so oft gesehen und genau in diesem Moment hätte sich der Kinozuschauer mehr Ernsthaftigkeit gewünscht. Durch diese Darstellung aus der Sicht von Romy wird vieles vereinfacht. Zwar wird nichts belächelt, aber wichtige Fragen der Krankheit wurden nicht aufgegriffen, obwohl es gut gepasst hätte: Was ist das wirklich Wichtige im Leben? Was bleibt von einem Menschen, der immer mehr und mehr vergisst, noch in Erinnerung? Sind es die schönen Momente des Lebens oder eher die traurigen, in dem sich die betroffene Person nicht mehr an seine Familie erinnern kann? Oder ist es beides?

Diese Fragen fehlen einfach und das ist schade. "Romys Salon" hätte sich somit aus einer Vielzahl von ähnlichen Filmen hervorheben können, aber so bleibt es einfach nur ein gewöhnlicher Film, der aber trotzdem eher positiv als negativ in Erinnerung bleibt und auch nicht vergessen wird.  

Gregor Oldenburg / Wertung: * * * (3 von 5) 
 

Quelle der Fotos: Elmer van der Marel

 
Filmdaten 
 
Romys Salon (Kapsalon Romy) 
 
Niederlande/Deutschland 2019
Regie: Mischa Kamp;
Darsteller: Vita Heijmen (Romy), Beppie Melissen (Oma Stine Rasmussen), Noortje Herlaar (Margot), Guido Pollemans (Willem), Sascha Alexander Gersak (LKW-Fahrer) u.a.;
Drehbuch: Tamara Bos; Produzentin: Eefje Smulders; Kamera: Melle van Essen; Musik: Jacob Meijer, Alexander Reumers; Schnitt: Sander Vos;

Länge: 90,11 Minuten; FSK: ohne Altersbeschränkung; ein Film im Verleih der Farbfilm Verleih GmbH; deutscher Kinostart: 30. Januar 2019



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<23.01.2020>


Zitat

"Was soll das denn sein - wo du doch Schauspieler sein kannst? Da will man doch nicht Arzt werden!"

Die Reaktion der schauspielernden Eltern von Michael Verhoeven (13. Juli 1938 - 22. April 2024) auf seinen Wunsch, Medizin zu studieren - er wurde Regisseur ("o.k.", "Die weiße Rose"), Schauspieler ("Das fliegende Klassenzimmer" (1954), "Der Pauker") und Arzt

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