12.11.2012
Red Dawn
![]() Was die Eingangsmontage mit aus dem Kontext gerissenen Stakkato-Sätzen skizziert, fantasierte 1984 ganz ähnlich das Original "Die rote Flut". Dessen Feindbilder aus der Ära des kalten Krieges wärmt das gesinnungstreue Remake wieder auf. Die Nato ist hilflos gegenüber Schurken-Staaten, die EU droht auseinanderzubrechen, die USA sind auf sich gestellt. Was das für den einzelnen bedeutet, erleben die jungen Protagonisten, als nordkoreanische Fallschirmspringer in ihr Vorstadtidyll einfallen. Ein Football-Spiel der Ortsmannschaft "Wolverines" am Vorabend wirkt da wie eine Probe für den Ernstfall, zumal der militante Widerstand unter Jeds Führung eingedenk der ur-amerikanischen Sporttradition den Namen des Football-Teams adaptiert. Jeds Kampfpraxis als Irak-Veteran ist für den kompromisslosen Vorkämpfer nun ein Segen. Kriegserlebnisse pervertiert die Handlungslogik zum veritablen Trainingseinsatz für die Heimatfront. Dort bringt der Überraschungsangriff zuerst symbolisch Spielzeug-Soldaten und Plastik-US-Flagge auf einer Anrichte ins Wanken, bevor das Wirtschaftssystem kollabiert. Die Feinde kommen vom Himmel, sprechen eine fremde Sprache und nehmen die Anwohner gefangen, doch es sind keine kleinen grünen Männchen, sondern gelbe: Die Kommunisten kommen!
Tumbe Panikmache ist auch das Ziel der Anfangsmontage aus Nachrichtenschnipseln. "Es ist eine der ernsthaftesten Bedrohungen, denen die USA je gegenüberstand", warnt darin Barack Obama. Dabei scheint er längst einer von "denen" mit seinen demokratischen Ideen. Der einzige, der Jeds diktatorische Autorität anzweifelt, entpuppt sich jedenfalls als Kollaborateur, wie der Vater des einzigen Schwarzen in der Gruppe. Der bleibt aus Sicherheitsgründen zurück und das Kriegsspiel der weißen Mittelschichtkinder geht ohne ihn weiter. "Wir müssen es zu schwer, zu kompliziert, zu blutig machen, als dass sie bleiben", verkündet Jed zu Anfang. Genau das gelingt im schlechtesten Sinne auf inszenatorischer Ebene dem Debüt-Regisseur, dessen Kombination von Rassismus, Hurrapatriotismus und Kriegstreiberei selbst den anspruchslosesten Zuschauer aus dem Kinosaal vertreibt. Doch Zuschauergewinnung war, wenn man Bradley glaubt, nie das Ziel, "Ich will euch das nicht verkaufen", heißt es in "Red Dawn" gleich doppelt: "Dazu ist es zu hässlich." Zumindest letztes stimmt. Lida Bach /
Wertung:
0 von 5 Punkten
Quelle der Fotos: Concorde Filmverleih Filmdaten Red Dawn (Red Dawn (2012)) USA 2012 Regie: Dan Bradley; Darsteller: Chris Hemsworth (Jed Eckert), Adrianne Palicki (Toni), Josh Hutcherson (Robert), Josh Peck (Matt Eckert), Isabel Lucas (Erica), Jeffrey Dean Morgan (Col. Andy Tanner), Connor Cruise (Daryl Jenkins), Edwin Hodge (Danny), Alyssa Diaz (Julie), Brett Cullen (Tom Eckert), Michael Beach (Mayor Jenkins), Will Yun Lee (Captain Lo), Matt Gerald (Hodges), Kenneth Choi (Smith) u.a.; Drehbuch: Carl Ellsworth, Jeremy Passmore nach dem Drehbuch zum Film "Die rote Flut" (1984) von John Milius und Kevin Reynolds; Produzenten: Beau Flynn, Vincent Newman, Tripp Vinson; Ausführender Produzent: Kevin Halloran; Kamera: Mitchell Amundsen; Musik: Ramin Djawadi; Länge: 93,50 Minuten; FSK: ab 16 Jahren; ein Film im Verleih der Concorde Filmverleih GmbH; deutscher Kinostart: 27. Dezember 2012
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