15.12.2009
Perfide Magie

Prestige - Die Meister der Magie


England gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Auf den Bühnen Londons konkurrieren zwei Zauberkünstler, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Während für den wohlhabenden Amerikaner Robert Angier die gekonnte Vermarktung der eigenen Show und der Applaus des Publikums alles sind, konzentriert sich der aus der Unterschicht stammende Brite Alfred Borden darauf, den perfekten Trick zu kreieren. Vereint nur in ihrem Ehrgeiz, den jeweils anderen zu übertreffen, liefern sie sich einen erbitterten Kampf, bei dem schließlich nicht nur ein Mensch zu Tode kommt.

Am Anfang der immer heftiger eskalierenden Feindschaft steht eine missglückte Nummer, die tragisch endete. Angiers Frau, die sich in einem geschlossenen Wassertank von ihren Fesseln befreien sollte, konnte den von Borden geknüpften Knoten nicht öffnen. Der vermag sich jedoch nicht mehr zu erinnern, mit welcher Art Knoten er sie gefesselt hat, woraufhin Angier in Rage gerät. Es kommt ihm sehr gelegen, dass Borden (beeindruckend wandlungsfähig: Christian Bale) einen sogenannten Kugeltrick ankündigt. Bei einer seiner Aufführungen schießt Angier ihm in die Hand – Borden verliert drei Finger. Das jedoch reicht dem von Rachegelüsten Getriebenen (faszinierend in seiner Besessenheit: Hugh Jackman) noch lange nicht.

Er reist schließlich nach Colorado Springs, um den Erfinder des Wechselstroms, Nikolas Tesla, um die Anfertigung einer Apparatur zu bitten. Mit deren Hilfe will er seinen Antagonisten Borden ein für alle Mal ausstechen. Und wir kommen in den Genuss eines Gastauftritts von David Bowie, der der die Rolle des genialischen Einzelgängers souverän meistert und Tesla mit ernsthafter Miene sagen lässt: "Haben Sie an den Preis gedacht?" - "Nun, Geld spielt keine Rolle", entgegnet Angier selbstbewusst. "Das mag wohl sein", erwidert Tesla, mysteriös nachdenklich den Kopf wiegend. "Aber haben Sie an den Preis gedacht?"

Als wäre der Sog, den die nicht enden wollende Abfolge aus gegenseitigen Feindseligkeiten auslöst, nicht genug, um den Zuschauer in den Bann zu ziehen, nutzt Regisseur Christopher Nolan alle ihm zur Verfügung stehenden Tricks. Die raffinierten Schnitte, die die zeitliche Abfolge der Ereignisse gekonnt durcheinander bringen, erzeugen eine schwindelerregende Dynamik. Wie bereits in seinem Erstling "Following" kann sich der Zuschauer in keinem Moment sicher in seinem Urteil über die Akteure sein, denn mehrmals bringt die nächste Szene eine Wende, die die Geschehnisse in einem gänzlich anderen Licht erscheinen lässt.

Die perfekte Illusion, nach der seine Magier streben – Christopher Nolan gelingt es, mit seinem Film "Prestige" dieses von Kostümkitsch völlig freie Kunstwerk zu schaffen. Da die Illusionskunst der beiden Konkurrenten immer wieder als Metapher auf die Kunst des Filmemachens verweist – nicht zufällig trägt Angiers Assistent den Namen "Cutter" – kann man nur hoffen, dass Nolans Einsatz dafür nicht so hoch war wie der seiner Protagonisten. Die Warnungen Teslas nämlich, der Angier von seinem Vorhaben abbringen möchte, bleiben im Film völlig unberücksichtigt. So setzt sich eine Maschinerie in Gang, die unerbittlich ihre Opfer fordert, und, einmal im Laufen begriffen, nicht mehr aufgehalten werden kann.  

Jasmin Drescher / Wertung: * * * * * (5 von 5) 
 

 

 
Filmdaten 
 
Prestige - Die Meister der Magie (The Prestige) 
 
USA / GB 2006
Regie: Christopher Nolan;
Darsteller: Hugh Jackman (Robert Angier), Christian Bale (Alfred Borden), Michael Caine (Cutter), Piper Perabo (Julia McCullough), Rebecca Hall (Sarah), Scarlett Johansson (Olivia Wenscombe), Samantha Mahurin (Jess), David Bowie (Tesla), Andy Serkis (Alley), Daniel Davis (Richter), Roger Rees (Owens) u.a.; Drehbuch: Jonathan Nolan, Christopher Nolan nach dem Roman von Christopher Priest; Produktion: Christopher Nolan, Aaron Ryder, Emma Thomas; Ausführende Produktion: Chris J. Ball, Valerie Dean, Charles J.D. Schlissel, William Tyrer; Kamera: Wally Pfister; Musik: David Julyan; Länge: 130 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih von Warner Bros.; deutscher Kinostart: 4. Januar 2007



Artikel empfehlen bei:  Mr. Wong Delicious Facebook  Webnews Linkarena  Hilfe

© filmrezension.de

home
  |  regisseure/schauspieler   |  e-mail
 über uns  |  impressum  


 
 
 
 
 
Offizielle Seite zum Film
<15.12.2009>


Zitat

"Was soll das denn sein - wo du doch Schauspieler sein kannst? Da will man doch nicht Arzt werden!"

Die Reaktion der schauspielernden Eltern von Michael Verhoeven (13. Juli 1938 - 22. April 2024) auf seinen Wunsch, Medizin zu studieren - er wurde Regisseur ("o.k.", "Die weiße Rose"), Schauspieler ("Das fliegende Klassenzimmer" (1954), "Der Pauker") und Arzt

Drucken

Artikel empfehlen
Mr. Wong Delicious Facebook Webnews Linkarena 
Hilfe