18.01.2015
Monsieur Claude und seine Töchter
![]() So ist die Freude des streng katholischen Ehepaares Verneuil groß, als die jüngste Tochter Laure ankündigt, einen Franzosen mit Namen Charles heiraten zu wollen. "Charles?", fragt Claude, und seine Miene hellt sich auf, "wie Charles de Gaulle?" Doch genauso groß ist der Schock, als ihnen der künftige Schwiegersohn vorgestellt wird: Er ist schwarz und stammt von der Elfenbeinküste. Da ist die Toleranzgrenze der Verneuils überschritten, diese Hochzeit darf auf keinen Fall stattfinden! "Drei Kanaken und ein Schwarzer – für deine Eltern ist das Fukushima!", resümiert ein Schwiegersohn. Claudes Schwiegersöhne befürchten neuen Stress und versuchen die Heirat zu verhindern, indem sie Fotos von Charles machen, wie er sich mit einer anderen Frau trifft – die stellt sich aber als Charles' Schwester heraus. Als Mutter Marie ihren Widerstand aufgibt und sich an die Hochzeitsvorbereitungen macht, droht Claude mit der Scheidung. Der afrikanische zukünftige Schwiegervater Laures ist das Gegenstück zu Claude. Auch er hält nichts von dieser geplanten "Mischehe", da er wegen der Kolonialzeiten eine Menge Vorurteile gegen die Franzosen hat, und will ebenfalls die Heirat verhindern. Die beiden starrköpfigen Männer betrinken sich nach einem gemeinsamen Angelnachmittag und landen in der Ausnüchterungszelle der Gendarmerie. Laure ist verzweifelt, glaubt, ihre Hochzeit sei geplatzt, und will schon abreisen, wird aber von den beiden inzwischen verbrüderten Vätern aufgehalten. So findet die Hochzeit, also das komödienübliche Happy End, doch noch statt.
Der Film spielt, wie es auch Karikaturen tun, mit allen möglichen Klischees, Vorurteilen, Ressentiments und legt dem Zuschauer die Botschaft nah, dass die Konflikte zwischen den Kulturen oft lächerlich sind und dass bei einer gewissen Toleranz ein friedliches, ja glückliches Zusammenleben möglich ist. Genau diese Botschaft war allerdings ein Kritikpunkt in manchen Filmrezensionen. Der Film mache es sich zu leicht, hieß es da. Von den realen Problemen des Le-Pen-Frankreichs sei nichts zu merken. Der Rassismus würde nicht ernst genommen, der Film gebe sich als Plädoyer für Toleranz und Vielfalt, seine Figuren verbreiteten aber bei genauem Hinschauen eine gefährlich verharmlosende Botschaft. Die Schwiegersöhne seien schon im Bürgertum integriert, die wahren Konflikte in Frankreich kämen nicht zur Sprache. Mancher Kritiker stößt sich an dem Satz eines der Schwiegersöhne: "Wir sind doch alle ein wenig rassistisch".
Manfred Lauffs /
Wertung: * * * * *
(5 von 5)
Quelle der Fotos: Neue Visionen Filmdaten Monsieur Claude und seine Töchter (Qu'est-ce qu'on a fait au Bon Dieu?) Frankreich 2014 Regie: Philippe de Chauveron; Darsteller: Christian Clavier (Claude Verneuil), Chantal Lauby (Marie Verneuil), Ary Abittan (David Benichou), Julia Piaton (Odile Benichou Verneuil), Medi Sadoun (Rachid Ben Assem), Frédérique Bel (Isabelle Ben Assem Verneuil), Frédéric Chau (Chao Ling), Émilie Caen (Ségolène Ling Verneuil), Noom Diawara (Charles Koffi), Élodie Fontan (Laure Verneuil), Pascal N'Zonzi (André Koffi), Salimata Kamate (Madeleine Koffi), Tatiana Rojo (Viviane Koffi) u.a.; Drehbuch: Philippe de Chauveron, Guy Laurent; Produktion: Romain Rojtman, TF1 Films Production; Kamera: Vincent Mathias; Musik: Marc Chouarain; Schnitt: Sandro Lavezzi; Länge: 97,02 Minuten; FSK: ohne Altersbeschränkung; ein Film im Verleih der Neue Visionen Filmverleih GmbH; deutscher Kinostart: 24. Juli 2014
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