13.05.2013
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Mann beißt Hund


"Für gewöhnlich beginne ich den Monat mit einem Postmann", erklärt Ben beiläufig und pflegt seine Gewohnheit direkt vor der Kamera. Sie begleitet den jovialen Protagonisten des belgischen Kultfilms während seines mörderischen Alltags. Ben ist ein Serienkiller, dessen Opferradius von alten Damen über unbedarfte Passanten bis zu ganzen Familien reicht. Was das Töten angeht ist der bornierte Verächter jeder Gruppe, der er nicht angehört, der tolerante Zeitgenosse, der er zu sein glaubt. So unverblümt wie er seine streitbaren Überzeugungen mit dem dreiköpfigen Filmteam teilt, so ungeniert frönt er seinem Hobby.

Mann beißt Hund: Cover der DVD im Arthaus-Verleih März 2013 Davon hat Ben einige. Er dichtet, musiziert und hegt reges Interesse für Politik und Gesellschaft. Genau wie das reale Filmemacher-Trio hinter dem demaskierenden Klassiker, der im März 2013 erstmals unzensiert in einer großzügig mit Bonus-Material ausgestatteten DVD-Box im Arthaus-Verleih erschien. Die Alter Egos der Reporter des Films im Film sind André Bonzel, Rémy Belveaux und Benoît Poelvoorde. Der trägt die pechschwarze Farce mit seiner kongenialen Verkörperung des großspurigen Serienmörders. In dessen Rolle scheint sich der Hauptdarsteller immer wohler zu fühlen. Ähnlich geht es dem Publikum, das sich mit seiner voyeuristischen Position unbewusst arrangiert – bis die gerissene Mockumentary ihm den Boden unter den Füßen wegreißt. Mit jedem Grinsen über den Galgenhumor und die politische Inkorrektheit schwindet die vorsorglich eingenommene Distanz gegenüber Ben. Er verkörpert die perfideste Form des Bösen: Banalität. "Es geschah in Ihrer Nähe" lautet der flexible Originaltitel der bitterbösen Satire, die heuchlerische Anklagehaltung und moralische Selbstgerechtigkeit demaskiert: nicht nur auf der Leinwand, sondern davor.  

Lida Bach / Wertung: * * * * * (5 von 5) 

 
Filmdaten 
 
Mann beißt Hund (C'est arrivé près de chez vous) 
 
Belgien 1992
Regie: Rémy Belvaux, André Bonzel, Benoît Poelvoorde;
Darsteller: Benoît Poelvoorde (Ben), Jacqueline Poelvoorde Pappaert (Bens Mutter), Nelly Pappaert (Bens Großmutter), Hector Pappaert (Bens Großvater), Jenny Drye (Jenny), Malou Madou (Malou), Willy Vandenbroeck (Boby), Rachel Deman (Mamie Tromblon) u.a.;
Drehbuch: Rémy Belvaux, André Bonzel, Benoît Poelvoorde, Vincent Tavier nach der Story von Rémy Belvaux; Produzenten: Rémy Belvaux, André Bonzel, Benoît Poelvoorde; Kamera: André Bonzel; Musik: Jean-Marc Chenut, Laurence Dufrene, Philippe Malempré; Schnitt: Rémy Belvaux, Eric Dardill;

Länge: 92,07 Minuten; FSK: ab 18 Jahren; deutscher Kinostart: 25. März 1993



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Zitat

"Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch..."

Schauspieler und Komiker Karl Valentin

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