28.10.2015
Macho Man (2015)
![]() Es sprach alles für eine schnelle Verfilmung von "Macho Man". Es sprach auch viel für eine gute Umsetzung. Aber: Obwohl Netenjakob selbst das Drehbuch geschrieben hat und obwohl die Schauspieler richtig ausgewählt sind, ist das Leinwandergebnis misslungen. Als Moritz Netenjakob das Buch schrieb, dürfte er bereits eine Verfilmung im Kopf gehabt haben. Sicher hatte er für die weibliche Hauptfigur die hübsche deutschtürkische Darstellerin Aylin Tezel vor Augen – und nannte die Figur Aylin. Tezel ist bekannt aus "Almanya – Willkommen in Deutschland" (2011) und "Am Himmel der Tag" (2012). Christian Ulmen darf als Aylins Geliebter Daniel Hagenberger erneut das, was er schon in "Männerherzen" (2009) und "Maria, ihm schmeckt’s nicht" (ebenfalls 2009) gezeigt hat: den freundlichen Frauenversteher spielen. Vielleicht ist dies etwas des Guten zu viel, vielleicht hat er die Rolle etwas zu häufig verkörpert – das Abonnement jedenfalls hat er jetzt.
Was im Roman funktionierte, eben der Culture Clash, verkommt im Film zu puren Klischees. Es liegt nicht an den Darstellern: Besser hätte der Cast nicht besetzt sein können bis hin zu Nebenakteuren wie Vedat Erincin als Aylins Vater und Dar Salim als ihr Bruder. Dieser hat einen besonders feinen Auftritt als das pure Gegenteil von Daniel. Dass nicht viel zusammenläuft, liegt am fehlenden Timing des Regisseurs Christof Wahl. Um ein Beispiel zu nennen: Daniels Damaskus-Erlebnis, das ihn seinen Fehler kurz vor Ende des Films erkennen lässt, ist fade inszeniert. Netenjakob schaffte es schon allein in dieser Romanepisode, Emotionen zu erzeugen. Im Film in dieser Szene: Fehlanzeige für eine Vermittlung von Gefühlen. Es ist seltsam: Der Autor der Vorlage schrieb selbst das Drehbuch, aber er experimentierte nicht wie im Roman, er plante stattdessen einen Film nach Schema F. Regisseur Wahl, der mit "Macho Man" sein Regiedebüt feiert und zuvor Kameramann u.a. für Filme Til Schweigers war, setzt dem einen drauf und hat das Gespür für die Handlung nicht. Vorhersehbar läuft diese ab.
"Macho Man" wurde in Köln und Umgebung und in der Türkei gedreht. Lukas Podolski hat einen Gastauftritt; bemerkenswert, macht sich doch Netenjakob an einer Stelle des Romans über den Weltmeister lustig. Ein Tipp: das Hörbuch, von Netenjakob selbst gelesen. Es sprudelt noch mehr als der Roman über vor Witz, da der Autor seine Stimme sehr gut einsetzen kann; zum Beispiel bei den Udo-Lindenberg-Nachahmungen – oder Daniels Schlümpfe-Song-Interpretation, um Aylin zurückzugewinnen. Übrigens: Neben den vielen Einfällen des Romans fehlt im Film auch der Running Gag mit der angeblichen Hässlichkeit des Kölner Barbarossaplatzes... Michael Dlugosch /
Wertung: *
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Quelle der Fotos: Universum Film Filmdaten Macho Man (2015) Deutschland 2015 Regie& Kamera: Christof Wahl; Darsteller: Christian Ulmen (Daniel Hagenberger), Aylin Tezel (Aylin), Axel Stein (Ulli), Samuel Finzi (Kleinmüller), Dar Salim (Cem), Nora Tschirner (Tätowiererin), Vedat Erincin (Aylins Vater), Inez Bjørg David (Lisa), Gitta Schweighöfer (Erika Hagenberger), Collien Ulmen-Fernandes, Sahin Eryilmaz u.a.; Drehbuch: Moritz Netenjakob nach seinem eigenen gleichnamigen Roman (2009); Produktion: ConradFilm, Bavaria Pictures, Erfttal Film; Musik: Ingo Frenzel, Andrej Melita; Schnitt: Philipp Schmitt; Länge: 98 Minuten; FSK: ab 6 Jahren; ein Film im Verleih der Universum Film GmbH; deutscher Kinostart: 29. Oktober 2015
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