08.02.2013
Im Namen des...
![]() Die Beantwortung der Frage, welches Wort die Sprachformel des Titels vervollständigt, scheint erst offensichtlich, doch wird vager, je weiter sich die Handlung vorwagt. Ist es im Namen des Herren, dass Adam seine zärtlichen Gefühle für einen der schwer verhaltensauffälligen Jugendlichen, denen gegenüber er sowohl die Rolle eines Seelsorgers als auch Sozialeiters ausfüllt, unterdrückt? Bis zum 21. Lebensjahr habe er keine religiösen Ambitionen gehabt, erklärt Adam der Dorfgemeinde von der Kanzel. Ist es im Namen der Kirche, dass der unter seiner zur Schau getragenen Selbstgewissheit verunsicherte Protagonist sein Begehren für den Außenseiter Lukasz (Mateusz Kosciukiewicz) mehr Schuldgefühle bereitet als dem Jugendlichen die Tatsache, dass er dieses Begehren erwidert? Das Vergehen, das Lukas in das Besserungslager brachte, ist Brandstiftung; eine Tat, die er im figurativen Sinne erst an Adams Herz begeht und dann im praktischen Sinne an einem lokalen Geschäft. Die lodernden Flammen sind eine Metapher für das amouröse Feuer, das die Charaktere ersticken.
Wiederholt zeigt die forsche Kamera ihn bei Waldläufen, die sein Verlangen kompensieren sollen und ein vergebliches Fliehen vor ihnen ausdrücken. "Ich muss auf der Reihe bleiben", sagt Adam, als ihm auf einer Feier ein Drink angeboten wird. Er muss, weil ihm keine andere Wahl bleibt, wenn er sein Leben nicht wieder aus dem Griff verlieren will. Seine Antwort bezieht sich ebenso auf den Verzicht auf Alkohol, mit dem er kämpft, wie menschliche Verbundenheit. Der trügerische Sieg, den das unbeständige Drama ihr am Ende zuspricht, erscheint nicht als Aufbegehren gegen soziale und klerikale Unterdrückung, sondern dessen furchtsames Vermeiden. "Der Mensch weicht von seinem Weg ab", bemerkt Adam. Seine Worte gelten auch für die dramaturgische Richtung der rasch verblassenden Persönlichkeitsstudie. Lida Bach /
Wertung: * *
(2 von 5)
Quelle der Fotos: Berlinale Filmdaten Im Namen des... (W imie) Polen 2012 Regie: Malgoska Szumowska; Darsteller: Andrzej Chyra (Priester Adam), Mateusz Kosciukiewicz, Maja Ostaszewska u.a.; Drehbuch: Michal Englert, Malgoska Szumowska; Produktion: Mental Disorder 4; Produzentin: Agnieszka Kurzydlo; Kamera: Michal Englert; Musik: Pawel Mykietyn, Adam Walicki; Schnitt: Jacek Drosio; Länge: 102 Minuten; deutscher Kinostart: 15. Mai 2014
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