07.05.2015
High Performance
Zwei ungleiche Brüder stehen im Mittelpunkt der Geschichte: der eine ein schauspielernder Tunichtgut, der andere ein aalglatter Karrierist. Dazwischen eine Frau, an der die Brüder aus verschiedenen Motiven interessiert sind. Im Hintergrund spielt Wirtschaftsspionage eine Rolle. Die Mischung hört sich zunächst gut an. Die österreichische Regisseurin Johanna Moder, die auch das Drehbuch für ihr Langfilmdebüt verfasste, wollte zweifellos eine charmante, lässige Komödie drehen. Doch "High Performance" verliert sich in Nebensächlichkeiten. Es wird viel und immerfort geredet in dem Film, zu viel für einen Film. Die Handlung ist für den Zuschauer vorhersehbar. Am Ende des Films herrscht Friede, Freude, Eierkuchen – zu plötzlich nach den vorausgegangenen unerhörten Vorfällen. Immerhin gelingt es Johanna Moder, ihre Protagonisten genau zu charakterisieren. Moder greift dazu zwar auf Klischees zurück, doch zeigt sie ihre beiden brüderlichen Hauptfiguren in einem überzeugenden Kontrast.
Anzugträger Rudi (Manuel Rubey, bekannt als Hauptdarsteller in "Falco – Verdammt, wir leben noch!") gewinnt als erfolgreicher Manager eine Auszeichnung: den Preis "High Performance". Bruder Daniel (Marcel Mohab) besucht aus familiärer Verbundenheit die Verleihung, obwohl sich beide Brüder sonst eher aus dem Wege gehen, und ist dort in seinem Jogginganzug fehl am Platze. Daniel kennt sich in Sachen Performance ebenfalls aus: Er ist ein nicht sehr erfolgreicher Schauspieler und probt gerade mit Partnern ein experimentelles Bühnenstück. Die Eltern verachten Daniel wegen des vermeintlichen Scheiterns und loben Rudi in den Himmel. Was die Eltern nicht wissen: Rudi verwendet für die Karriere schäbige Tricks. Er bittet Daniel, seine Mitarbeiterin Nora (Katharina Pizzera) zu coachen. Ihre Rhetorik solle besser werden, lautet die Vorgabe. Rudi erklärt Daniel, er sei, obwohl verheiratet, in Nora verliebt. Daniel soll zunächst herausfinden, ob die junge Frau einen Freund hat. Der Zuschauer ahnt, dass es um mehr geht. Nach und nach werden Rudis üble Absichten klarer. Obwohl sich Nora und Daniel ineinander verlieben, hält sich Daniel an die intrigante Abmachung mit dem Bruder, Nora zu schaden, denn Blut ist dicker als Wasser. Als er erkennt, in welche Lage er Nora treibt, ist es fast zu spät, um einen Rufmord zu verhindern. Der Film trägt den sinnlosen Untertitel "Mandarinen lügen nicht". Er spielt auf eine Situation an, in der Nora als Gast einer Hippie-Kommune in einem Spiel die Wahrheit sagen soll. Sie beichtet, sie trage häufig eine Maske, um zu gefallen. Dabei sind in diesem Film alle Schauspieler, Nora noch am wenigsten: Während Daniel von Beruf Darsteller ist, performt Rudi den Gutmenschen und liebenden Familienvater, der sogar den Bruder hereinlegt und über berufliche Leichen geht, um Karriere zu machen. Johanna Moder stellt in dem Film das Thema gesellschaftliche Umgangsformen und Beziehungen in den Vordergrund: Ist Rudi, der bei den Eltern wegen des beruflichen Erfolgs beliebte Sohn, die sozial akzeptablere Person? Oder ist es doch eher der vermeintliche Loser Daniel, der, vom Bruder hereingelegt, versucht, moralisch sauber zu bleiben, was ihm allerdings nicht gelingt? Die Entscheidung darüber überlässt der Film dem Zuschauer, der sich je nach eigener Saturiertheit mit einer der beiden Hauptfiguren identifizieren kann. "High Performance" erhielt beim Filmfestival Max Ophüls Preis 2014 den Publikumspreis als beliebtester Film und den Drehbuch-Preis des Kinofests Lünen 2014. Michael Dlugosch /
Wertung: * *
(2 von 5)
Quelle der Fotos: W-film / Freibeuter Film Filmdaten High Performance Alternativtitel: High Performance - Mandarinen lügen nicht
Österreich 2014 Länge: 103,50 Minuten; FSK: ohne Altersbeschränkung; ein Film im Verleih von W-film Distribution; deutscher Kinostart: 7. Mai 2015
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