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23.07.2013
¡Hasta La Vista, Sister!
Lässiger Jazz, coole Schwarz-Weiß-Bilder, eine bittersüße Grundstimmung und skurrile Charaktere in der nachtgrauen Großstadt. Ein talentierter Jungregisseur, ein aussichtsreiches Kinodebüt und ein Plot, der ohne ein Ziel zu suchen doch zu einem findet. Wer das mag, mochte vermutlich auch "Oh Boy". Wer sich den Titel gemerkt hat, sollte sich nun einen zweiten merken: "¡Hasta La Vista, Sister!". Der kommt laut Filmplakat "NACH 'OH BOY' JETZT" in die Kinos – und hat mit Jan-Ole Gersters Tragikomödie weder dessen Qualitäten, noch sonst irgendetwas gemein.
Der starrsinnigen Tochter einer nach Kuba ausgewanderten Mutter dient der Vorname, den sie mit der Arbeitervorkämpferin teilt, zur Rechtfertigung eines wirren Sozialaktionismus. Dass Luxemburg gegen Krieg und Militarismus war, ist der selbstgerechten Weltverbesserin Rosa offenbar entgangen. Oder desinteressierten Passanten politische Pamphlete aufzudrängen, wie Rosa es tut, macht auf Dauer aggressiv. Letztes gilt in jedem Fall für die dramaturgische Klischeefolge, die sich problemlos vom Zuschauer im Kopf beenden ließe, ohne dass der Regisseur und seine banalen Postkartenansichten von Kuba diese Aufgabe übernehmen. Rosa hat eine kleine Schwester, mit der sie zu Filmbeginn als kleines Mädchen durch Familienaufnahmen tollt. Inzwischen ist Ailie (Wakefield) erwachsen und ein "Fashion Victim", laut einer Aussage von Rosa Mitstreitern. Zu letzten gehört Rosas entspannter Kumpel Conway (Bryan Dick), der das ungleiche Gespann auf der Reise nach Kuba begleitet.
Augenscheinlich fand nicht einmal der X-Verleih, der den vom Edinburgh-Filmfestival übrig gebliebenen Familienfilm herausbringt, einen anderen positiven Bezug als dem, dass er im Programm auf "Oh Boy" folgt. Mehr Verbindungen gibt es nicht zwischen dem preisgekrönten Kleinod und Roberts klischeehafter "Sister", zu der Tomas passend sagt: "Es tut mir leid, dass ich die je getroffen habe." Lida Bach /
Wertung: *
(1 von 5)
Quelle der Fotos: X-Verleih Filmdaten ¡Hasta La Vista, Sister! (Day of the Flowers) GB 2012 Regie: John Roberts; Darsteller: Eva Birthistle (Rosa), Charity Wakefield (Ailie), Carlos Acosta (Tomas), Bryan Dick (Conway), Christopher Simpson (Ernesto), Manuel de Blas (Ignatio Palma), Luis Alberto García (Ernestos Cousin Camilo), Phyllis Logan (Brenda), Olivia Poulet (Lucy), Robert Fitch (Bob), Daniel Weyman (Martin), Elizabeth Hopley (Harriet) u.a.; Drehbuch: Eirene Houston; Produktion: Jonathan Rae; Kamera: Vernon Layton; Musik: Stephen Warbeck; Schnitt: David Freeman, Alex Mackie, John Wilson; Länge: 99,31 Minuten; FSK: ab 6 Jahren; ein Film im Verleih der X-Verleih AG; deutscher Kinostart: 29. August 2013
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