15. Mai 2004
Gegen die Wand
Es ist verqualmt, überall liegen Bierdosen, es wird geflucht, geschrieen, gelitten. Fatih Akin ist zurück mit seinem vierten Film, einer Liebesgeschichte im deutsch-türkischen Milieu der besonderen Art.
"Willst du mich heiraten?"
Die geschlossene Ehe ist eine Zweckgemeinschaft; für Sibel die Tarnung endlich ihr Leben jenseits ihrer Familie zu genießen, zu machen was sie will und zu schlafen mit wem sie will. Cahit ist das alles egal, er lässt sich etwas widerwillig mitschleifen und hält sich so am Leben. Doch diese Übereinkunft kann nicht gut enden. Trotz aller emotionaler Wände entwickeln die Getrauten nach und nach eine innige Beziehung, die nur schwer mit Worten zu beschreiben ist aber um so glaubwürdiger dargestellt wird, was Akin seinen hervorragenden Hauptdarstellern zu verdanken hat.
Wie über eine Landkarte fährt die Kamera über das zerfurchte vom Leben gezeichnete Gesicht Cahits und die ebenen, erwartungsvollen Züge Sibels. Unterbrochen - jedoch keineswegs störend - wird die Handlung, die teils in Hamburg, teils in Istanbul spielt, von einer türkischen Musikergruppe vor der Silhouette Istanbuls, zu der eine Frau alttürkische Liebeslieder singt.
Zuweilen offenbaren traditionelle Gebärden, wie die Einführung Cahits in die Familie seiner zukünftigen Frau die komischen Momente des Films. Doch auch als eigenwillige Liebesgeschichte, die bis in die Nebenrollen überzeugend besetzt ist, funktioniert das Drama auf wunderbare Weise.
Goldener Bär der 54. Berlinale 2004 Franz Frank /
Wertung: * * * *
(4 von 5)
Quelle der Fotos: timebandits films Filmdaten Gegen die Wand Deutschland 2004 Regie & Drehbuch: Fatih Akin; Darsteller: Birol Ünel, Sibel Kekilli, Meltem Cumbul, Cem Akin, Stefan Gebelhoff, Idil Üner, Mehmet Kurtulus, Adam Bousdoukos, Hermann Lause u.v.a. Länge:121 Minuten; FSK: ab 12 Jahren.
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