28.03.2019
Friedhof der Kuscheltiere (2019)
Der Unterhaltungsfaktor von Stephen Kings Romanvorlage ist nicht Grauen, sondern sardonische Freude am grotesken Untergang einer weißen konservativen Vorzeigefamilie, heraufbeschworen durch Ignoranz, Charakterschwäche und Selbstmitleid deren männlichen Oberhaupts. Diese düstere Komik verleiht dem kompromisslosen Ende ein subversives Potenzial, das Mary Lamberts Adaption geflissentlich überging. Dreißig Jahre später ist die Zeit überreif für eine hintersinnige Neuverfilmung, doch Kevin Kölschs und Dennis Widmyers Erweckungsversuch ist ähnlich krude und kontraproduktiv wie die des Hauptprotagonisten Louis Creed (Jason Clarke).
Der hat mit Gattin Rachel (Amy Seimetz) nicht nur nie über beider Glaubensdifferenzen geredet, sondern übersehen, dass ihr neues Familienheim an eine verfluchte Ureinwohner-Begräbnisstätte grenzt. Als er dank des alten Nachbarn Jud (John Lithgow) deren grausige Wiederbelebungsmacht an der überfahrenen Katze seiner neunjährigen Tochter Ellie (Jeté Laurence) erlebt, macht er davon ausgiebig Gebrauch. Denn Zombifizierung geliebter Verstorbener ist ja ein total naheliegender Entschluss. Unbeabsichtigte Lacher stehen spätestens mit Zombie-Katze Church vor der Tür. Das Regie-Duo indes reanimiert fleißig weiter, sowohl die bereits in lebendem Zustand hirntot agierenden Protagonisten als auch halbverweste Genretropen. Kings Fundus an inhärenten Konfliktthemen - fortgeführte Kolonialverbrechen, repressive Tabuisierung, Verdrängung, zwanghafte Konfliktvermeidung, religiöse Doktrin - ignoriert der gleichgültige Plot zugunsten von Jump Scares, Geisterbahn-Szenenbildern und der Abwertung von Körperbehinderung als mit Bösartigkeit einhergehende Monstrosität, die das Motto "Manchmal ist tot besser" implizit mit einbezieht. Diese verkappte Bigotterie gepaart mit Stil- und Phantasielosigkeit bliebe besser begraben. Lida Bach /
Wertung: *
(1 von 5)
Quelle der Fotos: 2018 Paramount Pictures / Fotograf: Kerry Hayes Filmdaten Friedhof der Kuscheltiere (2019) (Pet Sematary (2019)) USA 2019 Regie: Kevin Kölsch, Dennis Widmyer; Darsteller: Jason Clarke (Louis Creed), John Lithgow (Jud Crandall), Amy Seimetz (Rachel Creed), Naomi Frenette (Studentin), Alyssa Brooke Levine (Zelda), Jeté Laurence (Ellie Creed), Obssa Ahmed (Victor Pascow), Sonia Maria Chirila (junge Rachel), Lucas Lavoie und Hugo Lavoie (Gage Creed), Constance St-Denis-Veilleux, Bailey Thain, Jacob Lemieux u.a.; Drehbuch: Jeff Buhler, Matt Greenberg nach dem Roman von Stephen King; Produzenten: Lorenzo di Bonaventura, Steven Schneider, Mark Vahradian; Kamera: Laurie Rose; Musik: Christopher Young; Schnitt: Sarah Broshar; Länge: 100,58 Minuten; FSK: ab 16 Jahren; ein Film im Verleih der Paramount Pictures Germany GmbH; deutscher Kinostart: 4. April 2019
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