18.06.2019
Eine moralische Entscheidung
![]() Die Autopsie ergibt zunächst eine andere Todesursache als den Unfall – dadurch ist Kavehs Schuldgefühl erstmal in Frage gestellt. Aber die Autopsie hat auch nicht Spätfolgen eines Unfalls untersucht, weil Kaveh ihn verheimlicht hat. Moosa seinerseits sucht Rache bei der Person, die er für schuldig hält, ist aber auch von Scham geplagt, weil er seinen Sohn nicht behandeln ließ.
Die dokumentarische Erzählweise des Films, minimalistisch in der Emotionalität, ohne moralischen Fingerzeig, mit einer urteilslosen Kamera, die geduldig die kleinen ruhigen Gesten sowie die gewalttätigen und aufreizenden aufzeichnet, lässt die Charaktere der zwei Männer immer deutlicher hervortreten. Das Zaudern, das Verschweigen, das Verzweifeln, das Verdrängen, das Vorpreschen, das Wiedergutmachenwollen, das Aufopfern. Die Zuschauer erfahren, was es bedeutet, ein Mann zu sein im Iran. Die Nebenrollen, auch die Frauenrollen im Film sind nur in Bezug auf die zwei handelnden Männer abgestimmt und heben ihre soziale Männerrolle und die damit im Konflikt stehende menschliche nur noch mehr hervor. Der sehenswerte Film "Eine moralische Entscheidung" hat verdienterweise mehrere Preise u.a. beim Filmfest Venedig, Filmfest Hamburg oder Chicago International Film Festival erhalten. Hilde Ottschofski /
Wertung: * * * *
(4 von 5)
Quelle der Fotos: Noori Pictures Filmdaten Eine moralische Entscheidung (No Date, No Signature) Iran 2017 Regie: Vahid Jalilvand; Darsteller: Navid Mohammadzadeh (Moosa), Amir Aghaee (Dr. Kaveh Nariman), Hediyeh Tehrani (Dr. Sayeh Behbahani), Zakieh Behbahani (Leila), Saeed Dakh, Alireza Ostadi u.a.; Drehbuch: Vahid Jalilvand, Ali Zarnegar; Produzenten: Ehsan Alikhani, Ali Jalilvand; Kamera: Morteza Poursamadi, Payman Shadmanfar; Musik: Peyman Yazdanian; Schnitt: Vahid Jalilvand, Sepehr Vakili; Länge: 103,12 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih der farbfilm Verleih GmbH; deutscher Kinostart: 20. Juni 2019
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