20.04.2017
Die Reste meines Lebens
![]() Einzig der lange unklar bleibende, weil nicht übersichtlich in Szene gesetzte Unfalltod der ersten Frau ist ein Problem für den Zuschauer. Dennoch: Schimons naiv-blumige Sicht aufs Leben ist auch der Erzählstil des Films. Dem schaut man überraschend gerne zu.
Denn Milena merkt: Die verstorbene Jella ist noch in Schimons Kopf. Was nicht heißt, dass Schimon Milena nicht liebe. Aber er hat nicht abgeschlossen. Wie auch, es ist noch nicht lange her. Er liebt immer noch auch die Tote. Für deren Ableben wird ein Stuhl stehen, auf dem sie immer saß. Ein Stuhl als Bild für Liebe? Wischnewski scheint dick aufzutragen. Das ist es nicht, die Erfahrung des Zuschauers lässt Empathie zu und das Wissen um die Bedeutung von Gegenständen, die mit einem Verstorbenen zu tun haben.
Beim Filmfestival Max Ophüls Preis 2017 lief der Film im Wettbewerb und holte dort zwei Auszeichnungen. Beim Filmfest in Saarbrücken stehen Filmemacher stets nach der Vorführung dem Publikum Rede und Antwort, so auch Wischnewski. Erst aus diesem Gespräch mit dem Regisseur erfährt der Zuschauer, dass der Unfall echt war und den Tod der jungen Schwangeren verursacht hat, sie nicht im Krankenhaus starb. Dies ist aber das einzig unglücklich Inszenierte, der Film geht mit voller Wucht, so dass der Zuschauer viel aus "Die Reste meines Lebens" mitnimmt, auf Schimons Dilemma der sich beinahe einander ausschließenden Glückssuche versus Trauer ein. Michael Dlugosch /
Wertung: * * * *
(4 von 5)
Quelle der Fotos: Camino Filmverleih Filmdaten Die Reste meines Lebens Deutschland 2016 Regie: Jens Wischnewski; Darsteller: Christoph Letkowski (Schimon), Luise Heyer (Milena), Karoline Bär (Jella), Ulrike Kriener, Hartmut Volle, Irene Rindje, Fritz Roth, Christian Grashof u.a.; Drehbuch: Jens Wischnewski, Julia C. Kaiser; Produzenten: Christoph Holthof, Daniel Reich; Kamera: Dominik Berg; Musik: Peter Thomas Gromer; Schnitt: Falk Peplinski; Länge: 108,05 Minuten; FSK: ohne Altersbeschränkung; ein Film im Verleih der Camino Filmverleih GmbH; deutscher Kinostart: 25. Mai 2017
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