04.07.2014
Verworrenes aus der Schweiz

Die innere Zone


Die innere Zone Dass die Schweiz im Allgemeinen keine filmischen Feuerwerke zündet, ist weithin bekannt. Während ihr Nachbarland Österreich – von der Einwohnerzahl etwa gleich groß und finanziell gewiss nicht besser ausgestattet – grandiose Filmemacher wie Michael Haneke, Ulrich Seidl, Jessica Hausner, Barbara Albert, Götz Spielmann oder Wolfgang Murnberger hervorgebracht hat, die es zum Teil in die Elogen internationaler Filmfestivals geschafft haben, kräht nach dem schweizerischen Film kein Hahn. Ein bisschen nimmt dies Wunder, bietet doch die Schweiz aufgrund ihrer Mehrsprachigkeit und ihrer finanziellen Möglichkeiten ein veritables Potential mittels dessen interessante Produktionen entstehen könnten.

Der Filmemacher Fosco Dubini trägt leider mit seinem Film "Die innere Zone" von 2013 keineswegs zu einer Aufwertung der schweizerischen Filmlandschaft bei. Schon allein der Plot des Films, der an wahre Tatsachen angelehnt ist, mutet grotesk an. Im Jahre 2023 soll die Psychologin Marta, gespielt von Jeanette Hain, eine Tunnelbaustelle aufsuchen, aus der ein ominöses Luftgemisch austritt, das nicht nur das Binnenklima verändert, sondern auch die Psyche und Gesundheit der Menschen nicht unbeeinflusst lässt. Als ein weiteres Absurdum leidet die Psychologin selbst unter Halluzinationen, mit der Folge, dass sie Erinnerungen und Wünsche nicht mehr differenzieren kann. Mit einer Gruppe von Kollegen begibt sie sich in die Tiefen des Stollens, und während sie immer weiter vordringt, wird gleichzeitig eine Reflexion über ihr Leben, das in intermittierenden traumassoziierten Rückblenden aufgerollt wird, in Gang gesetzt.

Die innere Zone Der Film ist eine krude Metafiktion über die Binarität Mensch versus Umwelt, angereichert mit lächerlichen psychologischen und metaphysischen Elementen, die dem Ganzen den Anstrich eines futuristischen Umweltthrillers verleihen. Ein esoterisches Voice Over expliziert das Innenleben der Protagonistin, und wenn sich die handelnden Personen unterhalten gleicht dies eher einem strindbergschen Kammerspiel und untermalt die Lächerlichkeit, eine Theatersprache in einen solchen Kontext zu setzen. Die einzelnen Einstellungen sind extrem lang, wobei sie im Grunde nichts erzählen. In ihrer Statik sollen sie sicherlich das Eingeschlossensein der Figuren in ihrem Leben oder in die aktuelle Situation symbolisieren; in ihrer Häufigkeit jedoch erhöhen die leblosen Sequenzen eher den Müdigkeitsfaktor des Zuschauers. Die Tristesse und Ausweglosigkeit der Figuren wird durch eine entsättigte Farbgebung noch einmal hervorgehoben.

Der Film ist summa summarum keine plausible wie packende Weltuntergangsvision, die in den letzten Jahren im Kino mehr denn je en vogue sind; es wird weder eine Utopie noch ein dystopischer Raum entworfen, an dem man sich festhalten und orientieren könnte. Andererseits ist aber die Filmsprache zu matt, um vielleicht einen avantgardistischen Charakter ausmachen zu können. Allein die vage wie pseudopsychologische Annäherung an den Seelenzustand einer Forscherin in einer amorphen Umgebung macht noch keinen Film.  

Sven Weidner / Wertung: * (1 von 5) 
 

Quelle der Fotos: Real Fiction

 
Filmdaten 
 
Die innere Zone (Die innere Zone) 
 
Schweiz / Deutschland / Niederlande 2013
Regie: Fosco Dubini;
Darsteller: Jeanette Hain (Marta), Lilli Fichtner (Natascha), Dietmar Mössmer (Beta), Nikolai Kinski (Cappa), Heinrich Rolfing (Abramowitsch), Bernard Marsch (Hausmeister), Basil Felder (Walter) u.a.;
Drehbuch: Barbara Marx, Donatello Dubini (+ 2011), Fosco Dubini, Heike Fink; Produktion: Tre Valli Filmproduktion Zürich / Dubini Filmproduktion Köln; Produzenten: Donatello Dubini, Cardo Dubini, Fosco Dubini, Ewa Borowski, Mischa Marx; Redaktion: Gabriella de Gara, Giulia Fretta;

Länge: 93,12 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih von Real Fiction Filmverleih e.K.; deutscher Kinostart: 31. Juli 2014



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"Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch..."

Schauspieler und Komiker Karl Valentin

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