25.10.2013

Die Familie mit den Schlittenhunden


Die Familie mit den Schlittenhunden: Annika und Liv Olesen bei minus 42 Grad In der Abgeschiedenheit des hohen Nordens Kanadas lebt die vierköpfige Familie Olesen zusammen mit ihren 37 Schlittenhunden. Auf das entbehrungsreiche Leben haben sie sich eingestellt und eine eigene kleine Siedlung aufgebaut. Familienoberhaupt Dave Olesen hat für diesen Traum vom selbstbestimmten Leben sogar seine große Leidenschaft aufgegeben – das Schlittenhunderennen. Als seine älteste Tochter Annika an einem solchen teilnehmen will, ist er allerdings Feuer und Flamme. Der Dokumentarfilm "Die Familie mit den Schlittenhunden" erzählt die Geschichte der Olesens auf dem langen Weg an die Startlinie des Junior Iditarod im weit entfernten Alaska.

Dank ihrer großen Offenheit und Authentizität schließt man die Familie sehr schnell ins Herz. Die Nähe zwischen ihnen und den Hunden ist für den geneigten Mitteleuropäer kaum nachvollziehbar, dafür aber umso faszinierender. Sehr schnell wird auch klar, mit welchen existenziellen Fragen das Leben am Rande der Wildnis verbunden ist. Die Eltern kennen noch das Leben in der Stadt mit all seinen Vor- und Nachteilen. Die Kinder nicht. Nur selten bekommen die beiden Mädchen, Liv und Annika, einen Eindruck vom Leben ihrer Altersgenossen. Vor allem Annika, die ältere der beiden, ist mitten in der Pubertät und beginnt, ihre Umgebung in Frage zu stellen. Das kurze Portrait dieses Erwachsenwerdens ist die eindringlichste und auch spannendste Facette des Films.

Die Familie mit den Schlittenhunden Ganz abgeschnitten von der Zivilisation ist die Familie nicht. Telefon und MacBook gehören auch weit weg vom nächsten Dorf genauso dazu wie Schneemobil und Flugzeug. Auch der Unterricht für die Kinder und der Lebensunterhalt sind gesichert. Mit viel Mühe und nach einer langen Aufbauphase ist dieses Leben ein kleines Paradies – das wird deutlich gezeigt. Damit kritisiert Produzent Ralf Breier die heutige Konsumgesellschaft. Flat-Screens, iPhones und Sonntagsbrunch gehören mittlerweile fest zu unserer Kultur. Im absoluten Kontrast dazu entwickelt sich eine tiefe Verbundenheit aber auch oder gerade deswegen bei der Familie Olesen. Auf dem langen Weg nach Alaska wird der Zusammenhalt eindrucksvoll gezeigt, als alle zusammenarbeiten müssen, um die Hunde gesund an den Start zu bringen.

Die Reise durch das amerikanische Alaska kontrastiert das idyllische Leben der Familie und verstärkt noch mehr die Frage, wie die Zukunft der beiden Mädchen aussehen wird. Im Umgang mit anderen Teilnehmern des Rennens wirkt Annika später unbeholfen und findet nur schwer Anschluss. Der schwierige Spagat zwischen der Vermittlung der eigenen und gesellschaftlichen Werte bei der Erziehung von Kindern wird deutlich.

Die Familie mit den Schlittenhunden Obwohl die Filmemacher viel Wert auf Dialoge legen und die Olesens äußerst bodenständig sind, kommen interessante Spannungsfelder wie das langsame Abnabeln der Mädchen von der Familie viel zu kurz. Dagegen wirken die Einstellungen über den Alltag und die Reise nach Alaska wie eine überlange Auswanderer-Dokumentation. Die Faszination, die das Team beim Dreh erlebt haben muss, zeigt sich in repetitiven Monologen und Kameraeinstellungen, die eher an Familienfeier denn an professionelles Kino erinnern. Das eigentliche Kernelement der Geschichte, die Reise zum Junior Iditarod-Hunderennen, kommt viel zu kurz und wirkt nach wie ein störendes Element in der Handlung. Der Film hat viele gute Ansätze und wirft interessante Fragen auf. Konsequenz bei deren Verfolgung oder gar eine Antwort bleibt er aber schuldig. So bleibt am Ende ein unbefriedigendes Kinoerlebnis, das aus dem großen Potenzial leider viel zu wenig herausholt.  

Hendrik Neumann / Wertung: * * (2 von 5) 
 

Quelle der Fotos: Real Fiction Filmverleih

 
Filmdaten 
 
Die Familie mit den Schlittenhunden  
 
Deutschland 2013
Regie & Drehbuch: Ralf Breier, Claudia Kuhland;
Mitwirkende: Dave Olesen, Kristen Olesen, Annika Olesen, Liv Olesen u.a.;
Producer: Claudia Kuhland; Produktion: DreamTeam medienproduktion; Kamera: Hajo Schomerus, Ralf Breier; Musik: Gregor Schwellenbach, Paul Shigihara; Schnitt: Volker Gehrke;

Länge: 97,45 Minuten; FSK: ohne Altersbeschränkung; ein Film im Verleih von Real Fiction Filmverleih; Originalfassung mit deutschem Voice-Over; deutscher Kinostart: 28. November 2013



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"Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch..."

Schauspieler und Komiker Karl Valentin

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