06.08.2017

Der dunkle Turm


Der dunkle Turm: Idris Elba, Matthew McConaughey Alle, die Stephen Kings epische Romanreihe nicht gelesen haben, brauchen gar nicht erst zu versuchen, Nikolaj Arcels Leinwandversion zu verstehen. Alle, die mit dem verzweigten Universum voller Gut-Böse-Liturgien vertraut sind, auch nicht. Was als doppelter Auftakt zu einer Kino- und einer Fernsehreihe konzipiert ist, funktioniert weder als eigenständiges Werk noch als Fan-Service. Tatsächlich tut der Regisseur und Co-Drehbuchautor keinem einen Gefallen mit der aus Elementen und Charakteren der ausschweifenden Buchvorlage zusammengestückelten Story. Nicht Idris Elba als wortkarger Gunslinger, noch weniger Matthew McConaughey als dessen Widersacher Man in Black und am allerwenigsten sich selbst. Sein Fantasy-Western ist ein vorprogrammiertes Desaster, das anscheinend alle Beteiligten schnellstmöglich hinter sich bringen wollten.

Die spürbare Resignation scheint auch Grund für dessen verhältnismäßig moderate 95 Minuten Laufzeit. Die beginnen wie ein austauschbarer Weltuntergangsstreifen mit mystisch-christlichem Überbau. Den 11-jährigen Jake Chambers (Tom Taylor) plagen beständig bedrohlichere Albträume vom titelgebenden Bauwerk, das quasi der Grundpfeiler des universellen Gleichgewichts zwischen Jakes Welt und verschiedenen Paralleluniversen ist. Wenn der Turm fällt, endet es böse für die Guten wie Jake und den als magischer Sheriff agierenden Gunslinger alias Roland (Elba) und gut für die Bösen wie McConaugheys Man in Black alias Walter O'Dim. Der soll ein mächtiger Zauberer sein, aber warum hat er sich nicht einen cooleren Namen gezaubert? Oder Klamotten, die weniger nach alterndem Playboy aussehen?

Der dunkle Turm: Tom Taylor, Idris Elba Das sind noch die spannendsten Fragen in einem mit pompösen Floskeln und pathetischen Gesten überfrachteten Wirrwarr, bei dem augenscheinlich selbst die vier Drehbuchautoren keinen Plan hatten, wer was warum tut. An plausiblen Motiven mangelt es den Protagonisten ebenso wie an glaubhaften Emotionen. Die vorhersehbare Vater-Sohn-Beziehung zwischen dem verwaisten Jake und dem Gunslinger ist so aufgesetzt und hohl wie Walters diabolische Mätzchen. Der alberne statt unheimliche Antagonist ist eines von zahlreichen narrativen Versatzstücken, die so faszinierend wirken wie zum x-ten Mal aufgewärmter kalter Kaffee. Zugegeben, ganz gerecht wird der Vergleich dem inkohärenten Stückwerk nicht. Die unangenehm nach abgestandenem Reaktionismus und Martialik schmeckende Mär macht nicht wach, sie fördert Tiefschlaf.  

Lida Bach / Wertung: * (1 von 5) 
 

Quelle der Fotos: Sony Pictures Releasing GmbH

 
Filmdaten 
 
Der dunkle Turm (The Dark Tower) 
 
USA 2017
Regie: Nicolaj Arcel;
Darsteller: Idris Elba (Roland Deschain), Matthew McConaughey (Man in Black), Katheryn Winnick (Laurie Chambers), Jackie Earle Haley (Sayre), Abbey Lee (Tirana), Nicholas Hamilton (Lucas Hanson), Dennis Haysbert (Steven Deschain), Claudia Kim (Arra Champignon), Tom Taylor (Jake Chambers) u.a.;
Drehbuch: Akiva Goldsman, Jeff Pinkner, Anders Thomas Jensen, Nikolaj Arcel nach der Vorlage von Stephen King; Produzenten: Akiva Goldsman, Brian Grazer, Ron Howard, Stephen King; Kamera: Rasmus Videbæk; Musik: Junkie XL; Schnitt: Alan Edward Bell, Dan Zimmerman;

Länge: 95,09 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih der Sony Pictures Releasing GmbH; deutscher Kinostart: 10. August 2017



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Zitat

"Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch..."

Schauspieler und Komiker Karl Valentin

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