26.09.2012
Das Leben ist nichts für Feiglinge
![]() Als die Mutter durch einen Unfall tödlich verunglückt, stürzt der Rest der Familie in ein Durcheinander, das sich erst wieder zurechtruckeln muss. Der Mann, Markus, die immer noch pubertierende 15jährige Tochter Kim und die krebskranke Oma versuchen verzweifelt erst allein und dann nach und nach miteinander mit ihren Problemen fertig zu werden. Regisseur André Erkau verfilmte das gleichnamige Buch von Gernot Gricksch – wobei man sich fragt, an welcher Stelle im Film sich die fragwürdige Botschaft des Titels wiederfindet. Die Kamera hat weiche Bewegungen, lyrische Aufnahmen – zum Beispiel gleich anfangs der fallende Regentropfen von einem Nadelbaumzweig herab auf eine Kinderzeichnung in Markus' Händen. Auch die Aufnahmen in den windigen Dünen an Dänemarks Küste vermitteln die Atmosphäre des Ortes. Wotan Wilke Möhring als Vater, die talentierte junge Kim-Darstellerin Helen Woigk, die Oma, dargestellt von Christine Schorn und die immer lustig-lächelnde Pflegerin alias Rosalie Thomass sind schauspielerisch fokussiert, überzeugend und präsent. Die drei Hauptgestalten befinden sich allesamt in einer Trotzphase. Markus will den Tod seiner Frau nicht wahrhaben und muss flüsternd oder schreiend den Satz hören "Meine Frau ist tot". Er nimmt nur seinen eigenen Schmerz wahr, kann aber nicht trauern. Die Tochter Kim im Grufti-Look ist das ätzende enfant terrible, das sich in einer Welt von statistischen Zahlen, Heavy Metal und schwarzer Todesglorifizierung zurückzieht. Die Oma will ihren Krebs nicht wahrhaben und denkt, sie schafft das alleine. Alle drei verstecken sich voreinander.
Der Film soll als Tragikomödie verstanden werden, ist jedoch ein Drama. Der Ansatz Erkaus, das Komische im Tragischen zu suchen, ist lobenswert, die Umsetzung gelingt leider nur selten – zum Beispiel, als die Oma unter Schmerzmitteleinfluss einen Lachanfall bekommt. Ab und zu entlocken die verschiedenen Charaktere, welche die Pflegerin und angehende Schauspielerin Paula immer wieder anderen vorspielt, ein Lächeln.
Hilde Ottschofski /
Wertung: * * *
(3 von 5)
Quelle der Fotos: Senator Filmdaten Das Leben ist nichts für Feiglinge Deutschland / Dänemark 2012 Regie: André Erkau; Darsteller: Wotan Wilke Möhring (Markus Färber), Helen Woigk (Kim Färber), Christine Schorn (Gerlinde Färber), Frederick Lau (Alex), Rosalie Thomass (Paula), Edin Hasanovic (Franz), Nina Petri (Alex' Mutter), Oliver Bröcker (Punk), Franz Dinda (Arzt), Adam Bousdoukos (Kurt) u.a.; Drehbuch: Gernot Gricksch nach seinem gleichnamigen Roman; Produktion: Riva Filmproduktion Hamburg / Michael Eckelt; Koproduktion: Senator Film / Helge Sasse, Ulf Israel & WDR/arte; Kamera: Ngo The Chau; Musik: Steffen Kahles, Christoph Blaser; Schnitt: Claudia Wolscht; Länge: 97,11 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih von NFP; deutscher Kinostart: 18. April 2013
Artikel empfehlen bei:
![]() ![]() ![]() ![]() |
|