22.02.2020

Brahms: The Boy II


Brahms: The Boy II Nach Filmen wie "Der Puppenmaster (1-11)", "Chucky (1-348)" und "Annabelle (1- Pi)" bekommt das Genre der Horror-Puppen-Filme einen weiteren Vertreter: "Brahms - The Boy II"
Wie ein Gremlin aus Keramik verhält sich die Puppe, die auf den Namen Brahms hört. Sie wandert seit Jahrzehnten von einer Kinderhand in die Nächste und jedes Mal lastet eine Art Fluch auf ihrem Besitzer, sobald die zehn Regeln des Ungeheuers gebrochen werden. Diesmal trifft das Unheil den traumatisierten Jude, der nach einem Überfall auf seine Mutter mit seinen Eltern in ein abgelegenes Landhaus zieht und dort dem Fluch von Brahms voll und ganz folgen kann.
"Brahms - The Boy II" weiß, wie so viele Filme seines Genres, nichts Neues zu erzählen. Wie ein Kreisel dreht sich der Film um sich selbst. Wie ein Flummi hüpft er auf der Stelle. Und wie ein Bumerang wird dieser Film sinnlos umher geworfen.

Streng genommen hat ein Horrorfilm eine Aufgabe: Angst erzeugen. Genau das macht der Film nicht. Kein Zuschauer im Kinosaal wird auch nur für einen Moment in den Bann des Schreckens gezogen oder von seinem Kinositz hochgerissen. Die Einzigen, die es hier mit der Angst zu tun bekommen werden, sind die Produzenten dieser grauenhaften Odyssee ins Nichts, die am Ende des Monats das Einspielergebnis zu sehen bekommen.

Brahms: The Boy II "Brahms - The Boy II" kann mit keiner Einstellung überraschen, wagt nichts Neues oder Ungewohntes. Stattdessen wird auf alt Erprobtes gesetzt. Das tut dem gesamten Genre des Horrors nicht gut. Seit Jahrzehnten wird diese Filmrichtung durch den Dreck gezogen und durch unzählige Fortsetzungen mit der sich immer wiederholenden Geschichte gequält. Einzig und alleine bleiben eine Handvoll Ausnahmen, die in den letzten Jahren, gerade durch die düstere Atmosphäre, überraschen konnten ("Get Out", "Hereditary").

Die Fortsetzung von "The Boy" schadet diesem Genre, gehört nicht zu den vereinzelten positiven Erscheinungen im Horrorgenre. Er verhöhnt die "Schocker" ein weiteres Mal und macht sie noch abwechslungsloser als sie es zuvor schon waren.

Auch durch das Schauspiel können in diesem Fall keine Lorbeeren gewonnen werden. Katie Holmes ist in ihrer Rolle als besorgte Mutter äußerst bemüht und kreiert im Bereich des Schauspiels einen Ausschlag nach oben, aber trotzdem bekommt diese Figur zu wenig Futter, um die Handlung wirklich zu tragen oder als Identifikationsfigur zu agieren. Auch Christopher Convery schafft es als besessener Junge keine neuen Wege zu gehen. Gerade in diesem Bereich der Jungschauspieler gibt es andere Darstellungen eines verrückten Kindes, die sich in den letzten Jahren stärker in das Gedächtnis des Kinogängers gebrannt haben (Milly Shapiro – "Hereditary").

Brahms: The Boy II Jeder, der denkt, Regisseur William Brent Bell habe sich vier Jahre nach dem ersten Teil etwas weiterentwickelt, hat sich geirrt. Bell schraubt direkt nach den ersten 15 Minuten sämtliche Erwartungen zurück und macht deutlich, dass der Kinobesucher nichts anderes zu erwarten hat als beim ersten Teil von "The Boy". Die Geschichte lässt Bell, so schnell wie sie Fahrt aufgenommen hat, auch sofort wieder ins Leere laufen. Keine erkennbare Struktur der Handlung kreuzt die Augen des tiefenentspannten Kinogängers. Nach 86 Minuten, in denen der Zuschauer diesem filmischen Horror ausgesetzt ist, beschleicht ihn das Gefühl, dass man sein Geld auch in eine stetig fallende Aktie hätte investieren können, als in diesen Film.

Trotz der knappen Lauflänge fühlt sich dieser Streifen langatmig, schwerfällig und unorientiert an. Der Ursprung dieser Gefühle liegt in den unheimlich vorhersehbaren Handlungen der Personen und des monotonen Drehbuchs. Jede Wendung oder Entscheidung riecht der Zuschauer, trotz des Muffs vom gesalzenen Popcorn und der würzigen Salsasauce im Kinosaal, 20 Meilen gegen den Wind.

Nach "Brahms - The Boy II" hat der Zuschauer weder Angst seinem Kind eine Keramikpuppe zu schenken, in ein verlassenes Landwesen zu ziehen oder etwa die Regeln des kleinen Gremlins mit Seitenscheitel und Anzug zu brechen. Somit misslingt diesem Horrorstreifen alles, was er versucht. Aber leider gibt es in diesem Fall selbst für den Schlechtesten beim Sportfest keine Urkunde.  

Gregor Oldenburg / Wertung:  0 von 5 Punkten 
 

Quelle der Fotos: Capelight Pictures

 
Filmdaten 
 
Brahms: The Boy II (Brahms: The Boy II) 
 
USA 2020
Regie: William Brent Bell;
Darsteller: Katie Holmes (Liza), Owain Yeoman (Sean), Christopher Convery (Jude), Ralph Ineson (Joseph), Anjali Jay (Dr. Lawrence), Oliver Rice (Liam), Natalie Moon (Pamela), Daphne Hoskins (Sophie), Joely Collins (Mary) u.a.;
Drehbuch: Stacey Menear; Produzenten: Matt Berenson, Roy Lee, Gary Lucchesi, Eric Reid, Tom Rosenberg, Jim Wedaa, Richard S. Wright; Kamera: Karl Walter Lindenlaub; Musik: Brett Detar; Schnitt: Brian Berdan;

Länge: 86,26 Minuten; FSK: ab 16 Jahren; ein Film im Verleih der Capelight Pictures OHG; deutscher Kinostart: 20. Februar 2020



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<22.02.2020>


Zitat

"Was soll das denn sein - wo du doch Schauspieler sein kannst? Da will man doch nicht Arzt werden!"

Die Reaktion der schauspielernden Eltern von Michael Verhoeven (13. Juli 1938 - 22. April 2024) auf seinen Wunsch, Medizin zu studieren - er wurde Regisseur ("o.k.", "Die weiße Rose"), Schauspieler ("Das fliegende Klassenzimmer" (1954), "Der Pauker") und Arzt

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