28.10.2018
BlacKkKlansman
![]() Lee drehte einen nahezu perfekten Film, der in Cannes 2018 den Großen Preis der Jury erhielt. Spike Lee ist ein radikaler Regisseur. Er nimmt kein Blatt vor den Mund. In "It's Showtime" (2000) machte er sich über seinen Kollegen Quentin Tarantino lustig, weil der das Wort "Nigger" gerne in seinen Filmen verwendet und sich für einen Schwarzen hält, ohne dies zu sein. Die Figur, die in dem Film an Tarantino erinnern soll, spricht von "Brother man – I'm blacker than you". In "BlacKkKlansman" hat Spike Lee es auf den aktuellen US-Präsidenten abgesehen, die Kritik ist implizit wie explizit formuliert. Das Ende des Films zeigt Trump und die Vorfälle von Charlottesville. Fast lässt sich sagen: Der expliziten Kritik hätte es nicht bedurft, der Zuschauer erkennt schon während des Films Anspielungen, die auf den Mann im Weißen Haus gemünzt sind. Zu dick aufgetragen vom Regisseur? Nein, zum Rassismus in den USA ist keine Kritik zu wenig. "BlacKkKlansman" fängt mit einem Mann an, der im Rest des Films keine Rolle spielt: Ein älterer Weißer hält einen fürs Fernsehen gedrehten Vortrag, warum Schwarze böse sind, man sie verfolgen müsse. Im Hintergrund laufen Szenen des alten Filmklassikers "Geburt einer Nation" (1915), der rassistisch war. Der Vortragende wird von Alec Baldwin dargestellt. Ein US-Zuschauer von "BlacKkKlansman" weiß es eher, als ein deutscher Zuschauer: Baldwin ist in "Saturday Night Live" Trump-Verulker, keine zufällige Besetzung. Dem TV-Rassisten wird später im Film ein alter, schwarzer Mann gegenübergestellt, der einen anderen Vortrag hält: Jerome Turner, gespielt vom 91-jährigen Harry Belafonte, berichtet vom Lynchen eines jungen Farbigen in seiner Jugend. Der weiße Mob wurde durch das Sehen von "Geburt einer Nation" zu der Tat aufgestachelt. Beide Vorträge sind clevere Einschübe, die in ihrem Kontrast schmerzen.
Von der zu drastisch dargestellten Naivität mancher Klan-Mitglieder und der Drehbuch-Idee, dass eine Bombe zufällig Rons Freundin treffen soll, mal abgesehen, lässt sich an Spike Lees so kritischer wie humorvoller Farce nichts aussetzen. Ein Film zur rechten Zeit. Michael Dlugosch /
Wertung: * * * *
(4 von 5)
Quelle der Fotos: 2018 Focus Features LLC. Filmdaten BlacKkKlansman (BlacKkKlansman) USA 2018 Regie: Spike Lee; Darsteller: John David Washington (Ron Stallworth), Adam Driver (Flip Zimmerman), Topher Grace (David Duke), Laura Harrier (Patrice Dumas), Ryan Eggold (Walter Breachway), Jasper Pääkkönen (Felix Kendrickson), Corey Hawkins (Kwame Ture), Ashlie Atkinson (Connie Kendrickson), Paul Walter Hauser (Ivanhoe), Michael Buscemi (Jimmy Creek), Robert John Burke (Chief Bridges), Alec Baldwin (Beauregard/Sprecher), Harry Belafonte (Jerome Turner), Isiah Whitlock Jr. (Mr. Turrentine) u.a.; Drehbuch: Charlie Wachtel, David Rabinowitz, Kevin Willmott, Spike Lee nach dem Buch "Black Klansman" von Ron Stallworth; Produzenten: Jason Blum, Spike Lee, Raymond Mansfield, Sean McKittrick, Jordan Peele, Shaun Redick; Kamera: Chayse Irvin; Musik: Terence Blanchard; Schnitt: Barry Brown; Länge: 135,44 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih der Universal Pictures International GmbH; deutscher Kinostart: 23. August 2018
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