14.12.2009 (publiziert)
02.05.2007 (geschrieben)

Agent 00
- Mit der Lizenz zum Totlachen

Als Doppelnullagent im Spezialeinsatz legt US-Starkomiker Leslie Nielsen einem gemeingefährlichen Supergangster das Handwerk.

15 Jahre ist es nun her, dass Spezialagent Dick Steele (Leslie Nielsen) den Helikopter seines Erzfeindes, des größenwahnsinnigen Generals Rancor (Andy Griffith) in die Luft jagte. Seitdem ist die Welt zwar wieder sicher, doch Steele selbst kann sich daran kaum erfreuen. Der Grund: Seine Partnerin Victoria Dahl (Stephanie Romanov) kam bei dem Einsatz unter höchst unglücklichen Umständen ums Leben. Seitdem ist der Agentenveteran nicht mehr der Alte. Als er bei einer Parade die Limousine des US-Präsidenten ins Wasser manövriert, reißt seinen Vorgesetzten endgültig der Geduldsfaden. Desillusioniert verabschiedet sich Steele in den Ruhestand. Doch der ist nicht von langer Dauer. Als der tot geglaubte Rancor eines schönen Tages seine eindrucksvolle Rückkehr zelebriert und Victorias Tochter Barbara (Stephanie Romanov) entführt, wird der freien Welt schnell klar, dass nur ein Mann fähig ist, Rancor erneut in die Schranken zu weisen: Gemeinsam mit der russischen Agentin Veronique Ukrinsky (Nicolette Sheridan) stürzt sich Dick Steele in die gefährlichste Mission seines Lebens. Viel Zeit bleibt ihm allerdings nicht, denn Rancors alles vernichtende Nuklearrakete steht bereits in den Startlöchern...

Er ist der wahre Dauerbrenner unter den Hollywoodstars: Seit seinem Karrierebeginn in den fünfziger Jahren machte sich Leslie Nielsen zunächst in zahlreichen US-Genrefilmen einen Namen, so beispielsweise als tougher Astronaut in Fred McLeod Wilcox' Science-Fiction-Klassiker "Alarm im Weltraum" oder als eleganter Schutzherr der Entrechteten in Michael Curtiz' "König der Vagabunden".
In den sechziger und siebziger Jahren war er dann hauptsächlich für das amerikanische Fernsehen tätig. Als charmantes Raubein avancierte Nielsen zum Star zahlreicher Actionserien, die zunehmend ganz auf den Schauspieler zugeschnitten waren (u. a. "Glut unter der Asche", "Bracken's World", "Backstairs at the Whitehouse").
Einem internationalen Publikum bekannt wurde der früh ergraute Darsteller aber erst im Alter von 54 Jahren – durch seine Rolle als völlig debiler Arzt in der äußerst erfolgreichen Chaoskomödie "Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug" (Regie: David Zucker, Jim Abrahams, Jerry Zucker). Das Erfolgsgespann Zucker/Abrahams/Zucker verhalf Nielsen wenig später auch zu der Rolle, mit der er sich unwiderruflich in die Annalen der Filmgeschichte eingeschrieben haben dürfte. 1988 schickten sie ihn in "Die nackte Kanone" als vertrottelten Polizei-Lieutenant Frank Drebin auf eine furiose und furiose Ermittlungsodyssee, die Gelegenheit zu zahlreichen parodistischen Seitenhieben auf die sattsam bekannten Klischees konventioneller Hollywood-Produktionen bot. Der Film, der auf der Serie "Police Squad!" von 1982 basierte, war so erfolgreich, dass zwei weitere Teile folgten. Leslie Nielsen katapultierte er in die Riege der absoluten Top-Komiker. In einem Alter, in dem andere Stars längst ihren schauspielerischen Ruhestand genießen, drehte er fortan einen Film nach dem anderen, so beispielsweise "Dracula – Tot, aber glücklich", "Mr. Magoo" und "2002 – Durchgeknallt im All".
In "Agent 00" schlüpft der Komikerstar einmal mehr in seine Paraderolle als vollkommen überdrehter Chaos-Ermittler, der nichts richtig macht und am Ende trotz aller Rückschläge irgendwie ans Ziel gelangt. Wie für Nielsen-Filme üblich, werden auch diesmal eine ganze Reihe bekannter Hollywood-Hits durch den Kakao gezogen – von "Kevin allein zu Haus" und "Speed" über "Sister Act" und "In the Line of Fire" bis hin zu "Pulp Fiction". Außerdem geben sich zahlreiche Stars in Gastauftritten ein Stelldichein, so beispielsweise Musiker Ray Charles, Wrestler Hulk Hogan und "A-Team"-Serienheld Mr. T.

Trotz dieses popkulturellen Zitatenkabinetts bleibt der humoristische Charme der vorgeblichen Agentenfilm-Parodie fast gänzlich auf der Strecke. Anders als sein Alter ego Drebin, dem als Figur zumindest in Ansätzen ein individuelles Eigengewicht zuteil wurde, bleibt Nielsen als Dick Steele nur eine blutleere Hülle ohne Sinn und Verstand. Statt einer durchgängigen Komödienhandlung präsentiert der Film eine simple Aneinanderreihung von uninspirierten Holzhammer-Gags, die weder als Parodien noch als absurde Überzeichnungen funktionieren: Plastik-Haiflossen machen die Brunnenanlage des Geheimdienst-Hauptquartiers unsicher, einer bösen Agentin wird der Klappbett-Mechanismus zum Verhängnis und während einer Verfolgungsjagd erleichtert sich Steeles Pferd im Fahrstuhl eines Nobelhotels.
Wie diese Szenen bezeugen, ist "Agent 00" voll von primitivem Fäkalhumor aus der Kalauer-Mottenkiste. Für eine Komödie wäre das allein noch keine Katastrophe, heiligt der Zweck doch hier im Zweifel die Mittel: Wonach sich die Qualität von Filmen wie diesen bemisst, ist letztlich die Anzahl der erzeugten Lacher – und die bleibt der Film von Regisseur Rick Friedberg leider weitgehend schuldig. Mit einer Laufzeit von etwa 80 Minuten, die deutlich auf drückende Ideen-Armut verweist, reicht "Agent 00" weder an "Die nackte Kanone" noch an Mike Myers' stilvolle Retro-Parodien um den charmanten Sixties-Agenten Austin Powers heran. Die ganz wenigen Szenen, die ein kurzes Lächeln provozieren, sind humoristische Zweitverwertungen, schlecht geklaut beim Team Zucker/Abrahams/Zucker oder der britischen Anarcho-Truppe Monty Python.  

Christian Heger / Wertung: * (1 von 5)



Filmdaten

Agent 00 - Mit der Lizenz zum Totlachen
(Spy Hard)

USA 1996
Regie: Rick Friedberg; Drehbuch: Dick Chudnow, Jason Friedberg, Rick Friedberg, Aaron Seltzer; Produktion: Doug Draizin, Rick Friedberg, Jeffrey Konvitz; Ausführende Produktion: Leslie Nielsen, Robert L. Rosen; Kamera: John R. Leonetti; Musik: Bill Conti;
Darsteller: Leslie Nielsen (Dick Steele, Agent WD-40), Nicollette Sheridan (Veronique Ukrinsky, Agent 3.14), Charles Durning (Direktor), Marcia Gay Harden (Miss Cheevus), Barry Bostwick (Norman Coleman), John Ales (Kabul), Andy Griffith (General Rancor), Elya Baskin (Professor Ukrinsky), Mason Gamble (McCluckey), Carlos Lauchu (Slice), Stephanie Romanov (Victoria / Barbara Dahl), Robert Culp, Pat Morita u.a.; Gastauftritte u.a. von Ray Charles, 'Weird Al' Yankovic, Mr. T und Hulk Hogan;

Länge: 81 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; Kinostart: 1. August 1996



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"Was soll das denn sein - wo du doch Schauspieler sein kannst? Da will man doch nicht Arzt werden!"

Die Reaktion der schauspielernden Eltern von Michael Verhoeven (13. Juli 1938 - 22. April 2024) auf seinen Wunsch, Medizin zu studieren - er wurde Regisseur ("o.k.", "Die weiße Rose"), Schauspieler ("Das fliegende Klassenzimmer" (1954), "Der Pauker") und Arzt

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